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marktgängiges Fassadensystem für das Dämmen von Altbaufassaden

Andreas Hilds Fassadenmodulation jetzt marktgängig
Neue Gestaltungsmöglichkeiten für WDVS

Hild und K Architekten sind für ihren Erfindungsreichtum beim Dämmen von Altbaufassaden bekannt. Aus einem Forschungsprojekt ist jetzt ein marktgängiges Fassadensystem hervorgegangen, das jedem Planer individuelle Sanierungslösungen ermöglicht.

Text: Christian Schönwetter

Die gestalterischen Möglichkeiten, die in Dämmsystemen schlummern, sind noch lange nicht ausgereizt. Wie immer, wenn ein neuer Baustoff verfügbar ist, dauert es einige Zeit, bis ein eigener architektonischer Ausdruck dafür gefunden ist. So wie vor 100 Jahren Stahl und Beton zunächst rein konstruktive Aufgaben erfüllten und in der Regel hinter traditionellem Mauerwerk versteckt wurden, wird auch das WDVS bislang meist in Konstruktionen verwendet, die ein althergebrachtes Bild heraufbeschwören – das der verputzen massiven Wand. Doch allmählich zeichnet sich eine Emanzipation der Dämmstoffe ab, die es ermöglicht, sie als eigenes gestalterisches Mittel einzusetzen und für einen materialspezifischen Entwurf zu nutzen.

Die Münchener Architekten Faraneh Farnoudi und Andreas Hild untersuchten in einem Forschungsprojekt neue Anwendungsmöglichkeiten von WDVS und gingen der Frage nach, wie sich Gebäudehüllen auf Basis wärmesensitiver Aufnahmen modulieren lassen (db-Metamorphose berichtete in Ausgabe 12/2013). Das Projekt wurde vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung gefördert. Inzwischen ist daraus ein marktreifes Fassadensystem entstanden, das vom Unternehmen Sto angeboten wird.

Ausgangspunkt ist der unterschiedliche Wärmedurchgang verschiedener Bauteile einer Bestandsfassade. Mittels einer Thermografie berechnet ein Computerprogramm Schwachstellen, Wärmedurchgänge und Wasserdampfdiffusionsströme des Gebäudes und generiert daraus ein dreidimensionales Modell. An jeder Stelle der Fassade soll anschließend exakt nur so viel Dämmung aufgebracht werden, wie dort benötigt wird – auf diese Weise erhält die Außenhaut ein völlig neues Relief. Es bildet die ursprünglichen Wärmeschutzqualitäten des Altbaus ab, leitet sich also vom Bestand her; gleichzeitig verleiht es aber auch der neuen Funktion des Energiesparens Ausdruck. Bei dieser Methode behalten Gebäude auch nach einer energetischen Sanierung ihre Individualität.

Um diesen Ansatz praktisch nutzbar zu machen, bietet Sto als Dienstleistung die Begleitung der gesamten digitalen Prozesskette an. Mit ihr können die Daten, die für Produktionsplanung und -steuerung erforderlich sind, durchgängig digital bearbeitet und ausgetauscht werden. Nur so ist die erforderliche Maßanfertigung wirtschaftlich möglich. Über den Mehrpreis dieser Fassadendämmung im Vergleich zu einem Standard-WDVS trifft das Unternehmen keine Aussagen – die Kosten müssen für jedes Projekt im Rahmen eines Angebots individuell ermittelt werden. Und natürlich hängen sie auch vom Entwurf des Architekten ab, denn schließlich muss das ermittelte Optimalrelief, das sich aus dem Wärmedurchgang ergibt, auch noch gestalterisch moduliert werden – durch Anwendung von Schnittverfahren oder Polygonverformungen. Dabei gilt es, die Restriktionen des Rohmaterials genauso zu berücksichtigen wie die Montage am Objekt. Ihre Fortsetzung findet die Prozesskette beim Einsatz mehrachsiger Fräsmaschinen, welche die direkt aus dem 3D-Modell generierten Formen aus Dämmplatten (EPS oder PIR) herausarbeiten. Es folgt die Organisation der Logistik, die sicherstellt, dass alle Platten gemäß Verlegeplan gekennzeichnet, in der richtigen Reihenfolge verpackt, zum jeweils richtigen Zeitpunkt auf der Baustelle angeliefert werden. Im letzten Schritt werden die modulierten Dämmtafeln montiert, armiert und verputzt.

Die banale Vereinheitlichung von Fassaden, die beim Dämmen ganzer Straßenzüge häufig beklagt wird und die das WDVS in den vergangenen Jahren  in Verruf gebracht hat, lässt sich mit dieser neuen Technik vermeiden. Letztlich gilt auch hier Karl Joseph Schattners Diktum: »Das Material ist in jedem Fall unschuldig.«

Ein  zweieinhalbminütiger Film erklärt die Fassadenmodulation im Detail.

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