Wie erzeugt man in kleinen Siedlungshäuschen der 50er Jahre ein großzügiges Wohngefühl? Mit beherzten Eingriffen in die Substanz haben die Architekten von PAC ein biederes Exemplar in ein modernes Domizil verwandelt, ohne ihm die Herkunft zu nehmen.
Groß ist es nicht, das Siedlungshaus aus den 50er-Jahren, das in einem Vorort von Hameln steht. Gleich über dem EG beginnen schon die Dachschrägen. Die Innenräume: bis vor Kurzem noch klein, verwinkelt und weit entfernt von modernen Standards.
Das Berliner Architekturbüro Project Architecture Company (PAC) plante eine umfassende Modernisierung. Von außen fällt sie als »Begradigung« auf. Die Bogensegmente der Fenster sind verschwunden, genauso wie die Schleppgauben im Dach. Lediglich das enge Halbrund über der Eingangstür behielten die Architekten bei, ersetzten die Ziegel jedoch durch eine gebogene Blecheinfassung, die ein Vordach bildet. Die gemauerten Eingangsstufen wichen einer hellen Betontreppe. Das Dach wurde mit hellgrauen Eternitplatten neu eingedeckt.
Zur energetischen Ertüchtigung erhielt die Unterseite der Kellerdecke eine Dämmung, die Fassaden ein WDVS und das Dach bis zur Kehlbalkendecke eine Zwischensparrendämmung aus Mineralwolle. Neben komplett ausgetauschter Sanitär- und Elektroinstallation kommt nun auch eine neue Gas-Brennwertheizung zum Einsatz. Eine Besonderheit sind die neuen dreifachverglasten Schwingfenster, die nach außen öffnen, sodass man im Innenraum Platz spart. Ihre Rahmen sind so schlank, als würden sie aus den 50er Jahren stammen. Im OG bringen drei Dachflächenfenster zusätzliches Licht in die Räume.
Umfragen zeigen immer wieder: Mehr als die Hälfte der Deutschen möchte im Einfamilienhaus leben. Grund genug, diesen Gebäudetyp genauer unter die Lupe zu nehmen: Aus welchen Jahren stammen die vorhandenen Eigenheime, wer bewohnt sie, welche Veränderungen stehen an?
Nachdem die Wände des EGs weitgehend entfernt waren, entstand ein durchgehender lichtdurchfluteter Raum. Die Küchenzone orientiert sich zur Rückseite und erhielt einen Zugang zur neu angelegten Terrasse, die sich in Form mehrerer Holzdecks sanft zum Garten hinuntertreppt.
Das Gäste-WC, als eingestellter Körper zwischen der offenen Küche und dem Wohnbereich liegend, packte ein Schreiner mit Schrank- und Regalelementen in weißgeöltem Eschefurnier ein. Auch die Treppe ins OG ist als geschlossener Körper ausgebildet, der nutzbaren Stauraum mit Regalen und Fächern zur Verfügung stellt. Seine Wände wurden mit hellem Wollfilz verkleidet, was dem danebenliegenden Essplatz eine warme und wohnliche Atmosphäre verleiht. Diese steht in Kontrast zum farbenfrohen grün-weißen Fliesenbelag, der sich – außer im Wohnbereich – durch das EG zieht. Dort sorgt die Fußbodenheizung für ein angenehmes Wohnklima. Neben den ruhigen sanften Tönen der Wände und Holzoberflächen scheinen die Farben des Garderobenschranks oder der Fliesen im WC fast zu explodieren: kräftiges Rosa hier, leuchtendes Türkisblau dort.
Was ursprünglich ein kleines, eher unscheinbares Siedlungshaus war, ist nun zu einem facettenreichen Heim geworden.
~Petra Ralle