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Wohnhaus bei Göttingen von K17 Steingräber. Architektur

Wohnhaus
Vorhang auf in Göttingen!

Wie ein textiler Überwurf legen sich preiswerte Wellplatten um ein Fachwerkhaus aus den 50er Jahren – und zitieren damit die Scheunen und Ställe der ländlichen Umgebung. Auch im Innern wurde mit einfachen Gestaltungsmitteln viel erreicht.

Als dezente Anspielung auf den Beruf des Bauherrn lässt sich die Fassade eines Häuschens in der Nähe von Göttingen auffassen. Es steht auf einem ländlichen Grundstück am Waldrand, und seit es vom Büro »K17 Steingräber. Architektur« für einen Theaterintendanten umgebaut wurde, wirkt es, als habe man einen Bühnenvorhang darüber geworfen: In Form eines modernen Kleids aus Faserzement-Wellplatten bedeckt er nicht nur die verwitterten Mauern, sondern auch die Dachschrägen des Gebäudes. Die fast schwarzen, vertikal gerichteten Wellen in Dach und Traufwand betonen die Kontur des Wohnhauses. Die Giebelseiten wurden hingegen mit Brettern aus Lärchenholz verschalt, »… um auch einen Bezug zum vorherrschenden Material im Innenraum herzustellen«, wie Architekt Tim Grimme erklärt.

Verborgen hinter Putz- bzw. Gipskartonschichten schlummerte eine Fachwerkkonstruktion, wie sie aus Kostengründen in den 50er Jahren häufig erstellt wurde. In diesem Fall hatte man das Gerippe einer alten Scheune nach dem Krieg aus Gründen der Materialknappheit weiterverarbeitet – heute würde man von Recycling sprechen. Die rudimentäre, zweckmäßige Ausführung war nie als sichtbare Oberfläche gedacht, weshalb Historiker ein Freilegen normalerweise nicht befürworten. Doch gerade die schmucklosen Backsteine zwischen den roh gehobelten Holzständern und -riegeln schaffen jetzt die besondere, rustikale Atmosphäre im Innenraum. Die rauen Wandflächen wurden komplett mit hellgrauer Farbe angesprüht und sorgen mit ihrer unebenen Struktur für eine hervorragende Akustik. Im EG harmonieren dazu Ton in Ton der beheizte Sichtestrich sowie die schneeweißen, neuen Innenwände. Im OG brachte die Entsorgung alter Teppich- und Linoleumbeläge einen Holzboden aus Fichtendielen zum Vorschein.

Wo der Grundriss früher kleinteilig und beengt wirkte, dominieren heute helle, offene Bereiche dank neuer, größerer Fenster. Auch verspiegelte Wandflächen lassen den Raum weitläufiger erscheinen als er tatsächlich ist. Um im Innern Platz zu sparen, öffnen die Fenster nach außen. Sie wurden in die Dämmebene eingebaut, wo eine 20 cm starke Steinwolleschicht in Kombination mit dem Bestand aus energetischer Sicht Neubau-Niveau bietet. Als Witterungsschutz für die hinterlüftete Konstruktion dient die Faserzement-Welle. Weil das einfache, kostengünstige Material seit jeher gerne für Scheunen und Ställe auf dem Land verwendet wurde, ist es bei diesem Sanierungsprojekt nicht zuletzt auch eine Hommage an die Region mit ihren typischen Ökonomiebauten.

~Carmen Nagel

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