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Holzscheune für Leseratten

Bücherei Gundelsheim
Holzscheune für Leseratten

Eine kleine oberfränkische Gemeinde hat eines ihrer ortstypischen Bauernhäuser als Treffpunkt und Bücherei umbauen lassen. Mithilfe des Haus-im-Haus-Prinzips entstand ein geglücktes Beispiel für Innenentwicklung und Baukultur im ländlichen Raum.

Vor den Toren Bambergs liegt Gundelsheim, ein Ort mit 3200 Einwohnern. Ein ehemals leerstehender Bauernhof im Dorfkern dient seit Sommer dieses Jahres als Bücherei. Den Umbau hat das in der Region ansässige Büro Schlicht Lamprecht Architekten geplant, das sich in einem Wettbewerb unter sechs eingeladenen Teilnehmern durchsetzen konnte.

Der typische »Dreiklang« aus Haus, Stall und Scheune war bereits verloren gegangen, als letztere vor einigen Jahren abgebrochen worden war. Hier setzt das Konzept der Architekten an: Ihrem Ergänzungsbau, der an das Wohngebäude anschließt, gaben sie die abstrahierte Gestalt einer Scheune, die sich in Maßstab und städtebaulicher Körnung gut in die Umgebung einfügt. Im hinteren Teil des Grundstücks angeordnet, rahmt sie gemeinsam mit dem Wohnhaus einen kleinen Vorplatz, der den Eingang zur Bücherei markiert. Konsequent bis ins Detail spielt die Erweiterung die Architekturthemen einfacher landwirtschaftlicher Nutzbauten durch – mit einer flächigen Holzbekleidung ohne Fenster, einem schlichten Dach ohne jegliche Gauben oder technische Aufbauten und mit einer breiten Doppeltür als Anspielung auf typische alte Scheunentore.

Bilder: Stefan Meyer

Wie eine Käseglocke stellt sich dieses Gebäude über den früheren Stall und macht ihn zum Haus im Haus. Dadurch konnten seine Wände frei von Dämmung bleiben, weiß geschlämmt erzeugen sie ein vertrautes Bild. Die Stalldecke aus preußischen Kappen wurde stellenweise geöffnet, um den Raum zu weiten und visuelle Bezüge zu den anderen Teilen der Bibliothek herzustellen. Gleichzeitig dient sie als Empore, auf die Besucher sich zum konzentrierten Arbeiten zurückziehen können.

Vom Stall führt der Weg weiter ins frühere Wohnhaus. Die kleinteilige Zimmerstruktur wurde entfernt und nur das Geviert der Außenmauern erhalten. So entstand genug Platz für die Kinderbibliothek und ein großzügiges Lesecafé. Auch hier kommt das Haus-im-Haus-Thema zum Tragen – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein eingestelltes Haus als Stahlrahmenkonstruktion steift den entkernten Altbau aus. Natürliche Oberflächen bestimmen den Raumeindruck: an den Wänden viel Holz und am Boden ein Terrazzo, der farblich an die Stampflehmböden einfacher Bauten des ländlichen Raums erinnert. Ob sich die Bücherei Gundelsheim wie beabsichtigt auch zu einem lokalen Treffpunkt entwickelt, wird sich zeigen, wenn die Corona-Einschränkungen vorbei sind.

~Christian Schönwetter


Falls Sie die Bücherei Gundelsheim besichtigen wollen, finden Sie hier die Öffnungszeiten.


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