1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Bauen im Bestand » Projekte »

Behrens erneuert: Alte Tabakfabrik Linz (A)

Alte Tabakfabrik Linz (A)
Behrens erneuert

Ein weiteres Bauwerk der berühmten Tabakfabrik Linz ist nun umgenutzt worden – für Ateliers, Co-Working-Spaces und ein Museumsdepot. Der Architekt stand vor der Aufgabe, trotz Denkmalschutz Helligkeit in ein dunkles Lagergebäude zu bringen.

Mit dem Rückkauf der aufgegebenen Tabakfabrik will die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz ihre internationale Positionierung im Bereich Kreativwirtschaft und Digitalisierung weiter ausbauen. Dabei spielt die einst als Tuchfabrik gegründete, in den 1920er Jahren als Tabakfabrik weitergeführte Industrieanlage dem ehrgeizigen Projekt in die Hände. Einen Großteil der Gebäude hatten Peter Behrens und Alexander Popp zwischen 1929 und 1932 entworfen, somit war ein gestalterischer Anspruch vorgegeben. Die erste der inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Tabaklagerhallen ist bereits saniert (s. db 03/2023, S. 95), jetzt folgte die zweite. Zuvor hatte man eine Erweiterung aus den 1960er Jahren abgebrochen: Seinerzeit waren die drei parallelen Gebäuderiegel zu großen Hallen zusammengelegt worden, indem die beiden Innenhöfe geschlossen und dort die Decken durchgezogen worden waren. Für die mittlere Halle bedeutete das den Verlust der beiden Längsfassaden.

Dem verantwortlichen Architekten für die denkmalgerechte Sanierung von Bau 2, Philipp Weinberger, stellte sich dieses Problem zwar nicht, dafür aber hatte er mit denkbar schlechten Belichtungsverhältnissen zu kämpfen. Seine Aufgabe war es, unter Wiederherstellung des originalen Erscheinungsbilds aus den fast lichtlosen Lagerflächen moderne Arbeitsplätze zu konzipieren. Kaum vorstellbar, dass das gelingen konnte, denn die schmalen umlaufenden Oberlichtbänder in den Außenwänden waren die einzige Tageslichtquelle. Darüber hinaus gab es keine weiteren Öffnungen in der Fassade bis auf eine Metalltür pro Etage als Durchgangsmöglichkeit in die ehemaligen großen Hallen. Philipp Weinberger aber war jeder noch so geringe Lichteinfall recht. Obwohl nicht zum Originalzustand gehörend, ging die Denkmalbehörde auf den Vorschlag des Architekten ein, hier jeweils über eine Glastür einen Austritt ins Freie zu schaffen und einen Balkon für die Mitarbeiter anzufügen. Daraus entwickelte sich die Idee, die auskragenden Betonplatten als Abbruchkanten der einstigen durchgezogenen Betondecken zu inszenieren. Die spärlich einfallende Helligkeit ergänzte Philipp Weinberger mit einem einfachen, aber wirkungsvollen Lichtsystem. Die eigens für diesen Sanierungsabschnitt entwickelte ästhetische Stableuchte erhellt jeweils ein Deckenfeld zwischen den massiven Stahlbetonträgern, an deren Unterkanten sich die Abhängungshöhe orientiert. Auf diese Weise entsteht ein durchgehender Lichtteppich, der nicht nur den Mangel an natürlicher Helligkeit auf angenehme Weise kompensiert, sondern darüber hinaus an die Besonderheit dieser Räumlichkeiten erinnert, unterstützt von dem alten, mit allen Gebrauchsspuren erhalten gebliebenen Industriefußboden aus dicken Holzbohlen.

Auch die Außenraumgestaltung nimmt Bezug auf die industrielle Vergangenheit des Gebäudes. Als Verweis auf die Gleisanlagen, auf denen einst die Tabakballen in der Fabrik angeliefert wurden, wurde ein grüner Gleispark angelegt. Ein ausrangierter offener Waggon markiert dabei als leicht erhöhte Plattform den Eingang ins Bauwerk.

~Cornelia Krause


Weitere Büros in ehemaligen Industriebauten:

Co-Working in Werkhalle in Ravensburg
Givaudan Business Center in Kemptthal (CH)
Gründerzentrum »Halle Girard« in Lyon (F)

 


Aktuelles Heft
Titelbild db deutsche bauzeitung 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
MeistgelesenNeueste Artikel

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de