Melanchthonhaus in Lutherstadt Wittenberg
Des Museums wichtigstes Exponat
~Cornelia Heller
Das 1536 in Wittenberg von Kurfürst und Universität für Philipp Melanchthon erbaute Renaissancegebäude gilt als die »authentischste« der UNESCO-geschützten Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Die gleichnamige Stiftung hat es innerhalb der vergangenen zwei Jahre von dietzsch & weber architekten aus Halle sanieren und um einen »dienenden« Nachbarn in zeitgemäßer Form erweitern lassen. Hinter dessen anthrazitgrauer, den Kontrast suchenden Klinkerfassade finden sich jetzt alle für einen modernen Museumsbau notwendigen Funktionen, dazu 600 neue Ausstellungsquadratmeter für die konservatorisch anspruchsvollen geistigen Schätze des Reformators.
Das derart »entlastete« Denkmal mit seiner über die Jahrhunderte kaum veränderten, weitgehend originalen Bausubstanz rückt nunmehr pur und als des Museums wichtigstes Exponat in den Mittelpunkt: Die bauarchäologisch belegte Raumabfolge ist wiederhergestellt und die Küche mit dem Rest des einstigen Rauchabzugs und der Speiseraum mit Gartenblick sind ursprünglich erlebbar. Zudem wurden alte Wandnischen aufgefunden. Freigelegt öffnen sie heute Zeitfenster. Sämtliche Decken wurden unter mehrheitlichem Substanzerhalt saniert, das Tragwerk gesichert, das Innere baubefundlich hell gefasst. Das Zentrum bildet wie eh und je Melanchthons Studier- und Sterbezimmer, das bereits 1897 in Ermangelung überlieferter Originale historisierend und opulent im altdeutschen Stil eingerichtet wurde. Denkmalgerecht instand gesetzt, offenbart sich hier Zeitgeist und wieder Kontrast: Das Ausstellungskonzept für das alte Haus (von IGLHAUT + von GROTE, Berlin) setzt ganz auf sparsam verwendete szenografische Elemente beim Erzählen von »Philipp Melanchthon: Leben – Werk – Wirkung«.
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