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Kirchenumnutzung in Hamburg

Umnutzung der St.-Maximilian-Kolbe-Kirche in Hamburg
»Klopapierrolle« gerettet

Abriss verhindert: Gemeinsam mit dem benachbarten Seniorenheim bildet das markante Gebäude der St.-Maximilian-Kolbe-Kirche jetzt ein Sozialzentrum für den Stadtteil. Trotz neuer Nutzung ist der spezielle Charakter des Innenraums noch gut zu erkennen.

Wie lassen sich Sakralbauten, die nicht mehr benötigt werden, sinnvoll weiterverwenden? Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg wurde hierfür eine überzeugende Lösung gefunden. Zur Disposition stand die St.-Maximilian-Kolbe-Kirche, vor rund 50 Jahren vom Architekten Jo Filke geplant. Im Stadtteilzentrum behauptet sich der polygonale Bau mit seinem markanten spiralförmigen Betonturm, der je nach Weltanschauung unterschiedlich wahrgenommen wird: Für die einen schraubt er sich symbolisch in den Himmel, andere nennen ihn respektlos »Klopapierrolle«. Trotz Denkmalschutz drohte der Kirche bereits der Abriss (db-Metamorphose berichtete in Ausgabe 6-2014), doch nach starkem Widerstand konnte sie in Zusammenarbeit von Denkmalamt und Erzbistum zu einem Sozialzentrum für den stark migrantisch geprägten Stadtteil umgebaut werden – unter Trägerschaft der Malteser.
Den Realisierungswettbewerb dazu gewannen 2016 LH Architekten aus Hamburg. Im Wesentlichen stellten sie an den Rand des zeltartigen Kirchenraumes eine zweigeschossige Assemblage aus abgestuften, unter das Dach geschobenen Kisten aus Holztafel-Elementen. Die im EG mit Furnier belegten, fast wie ein Großmöbel wirkenden Einbauten durchdringen die Fassaden nur punktuell, so wurde etwa der eingeschossige Sakristeibereich aufgestockt. Denn der Bedarf an Flächen war groß: Als Teil des neuen Malteser Campus, der auch das benachbarte Altenheim einschließt, zogen in die entweihte Kirche eine zweigruppige Kita, ein Hospizdienst, Beratungsstellen für Migranten und für Familien ein. Die kleinteilig gegliederten Einbauten sind innen in schlichtem Weiß gehalten und intern über schmale Flure erschlossen. Der Kirchenraum dient vor dem Eingang zur Kita als etwas dämmriger, aber im früheren Charakter weiter wirkender Ort der Begegnung, in dem ganztägig etwas los ist. Die einläufige »Freitreppe« ins OG des Einbaus macht den Großraum auch von oben erlebbar.

Die prägnanten, strahlenförmig vom Turm ausgehenden Dachträger aus Brettschichtholz blieben erhalten. Den Boden bedeckt jetzt ein robustes Industrieparkett. Im Zentrum unter dem Turm wurde jedoch auf einer kleinen Fläche der alte, fast dörflich anmutende Belag aus Feldsteinen belassen; LH Architekten ergänzten eine hölzerne Bank, einen runden Tisch und filigrane Holzlamellen als Raumteiler, so dass eine Art überkonfessionelle Kapelle entsteht. Im eher unwirtlichen, von Hochhäusern und zugigen Freiräumen geprägten Stadtteilzentrum ist dies ein willkommener Ort der Einkehr und Geborgenheit. Im Gespräch mit dem Koordinator des Hauses, Moustafa Masoud, wird deutlich, wie wichtig das neue Zentrum für die Nachbarschaft ist. Es trägt dazu bei, dass Wilhelmsburg seine Funktion als Arrival City erfüllen kann.

~Christoph Gunßer



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