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Umnutzung von Gotteshäusern - Perspektiven für ungenutzte Kirchen

Umnutzung von Gotteshäusern
Perspektiven für ungenutzte Kirchen

Wie können Kirchen, in denen kein regelmäßiger Gottesdienst mehr stattfindet, für das Gemeinwesen genutzt werden? Mit dieser Frage befasste sich das Symposium »Diakonische Kirchen(um)nutzung« am 27. und 28. September in Leipzig.

Expertinnen und Experten aus Theologie, Geschichte, Architektur, Diakonie- und Religionswissenschaft waren mit dabei. Im Interview sprechen die Organisatoren der Tagung, Prof. Dr. Alexander Deeg und Dr. Kerstin Menzel von der Universität Leipzig, über Schwerpunkte und Anliegen des Symposiums.

Wie viele Kirchen in Deutschland könnten diakonisch genutzt werden und in welchem Zustand sind sie?

Deeg: Sowohl in der evangelischen, als auch in der katholischen Kirche hat der Rückgang der Kirchenmitglieder dafür gesorgt, dass etliche Kirchen wenig genutzt werden. Wie viele das wirklich sind, wird ganz unterschiedlich eingeschätzt. Manche Gemeinden entschließen sich dann zum Verkauf, andere versuchen, wenigstens eine grundlegende Erhaltung zu leisten. In Ostdeutschland betrifft das vor allem viele mittelalterliche Dorfkirchen, aber auch manche in Städten. Im Westen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich mehr neue Kirchengebäude gebaut, von denen viele heute zur Disposition stehen, weil sie jetzt eine größere Sanierung bräuchten.

Menzel: Seit langem gibt es Diskussionen, wie leerstehende Kirchengebäude besser genutzt werden können. Eine quantitative Erhebung von Umnutzungen wird gerade in einem Forschungsprojekt in Bochum abgeschlossen, da liegen demnächst konkrete Zahlen vor. Unser Eindruck aus dem Raum Aachen und dem Raum Leipzig, wo wir seit anderthalb Jahren forschen, ist: Nutzungen in Kooperation mit diakonischen und sozialen Trägern kommen gerade erst in den Blick.

Hagen: Kirche wird zur Kita

Was genau bedeutet diakonische Nutzung – für medizinische oder Senioreneinrichtungen, eine komplette oder nur teilweise Umnutzung?

Menzel: Die Nutzungsveränderungen, die wir in den Blick nehmen wollen, sind ganz unterschiedlich. Zum einen sind es Kirchengebäude, die neu zu einer Art Stadtteil- oder Dorfzentrum werden sollen und wo die künftige Nutzung gemeinsam von Kirchengemeinde, der Kommune, zivilgesellschaftlichen Gruppen oder sozialen Trägern unter dem Dach der Diakonie und darüber hinaus entwickelt werden soll.

Ein Beispiel dafür ist die Martinskirche in Apolda, die zu einem soziokulturellen Zentrum ausgebaut werden soll. Neben einem abgetrennten Gottesdienstraum im vorderen Bereich sollen im Hauptschiff Räume für Gemeindeaktivitäten, Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung und Kulturangebote entstehen.

Ein zweites, ganz anderes Beispiel ist die Philippuskirche in Leipzig. Diese wurde von der Landeskirche mit dem angrenzenden Pfarrhaus an das Berufs-Bildungs-Werk Leipzig verkauft, das dort ein Inklusionshotel eingerichtet hat. Der Kirchenraum wird jetzt für Veranstaltungen, Konzerte und Feste genutzt, aber weiterhin auch für Gottesdienste. Weitere Projekte umfassen intergenerationelles Wohnen oder Kindertagesstätten.

Wohnen im Kirchturm

Kirchen wurden bislang eher für kommerzielle oder kulturelle als für diakonische Zwecke umgenutzt. Woran liegt das?

Deeg: Die Diakonie, das helfende Handeln der Kirche, hat sich seit dem 19. Jahrhundert stärker ausdifferenziert und professionalisiert. Heute wird die Trennung von Gemeinde und diakonischen Einrichtungen oft bedauert und besonders im Blick auf die gemeinsame Orientierung am Sozialraum neu zu verknüpfen gesucht. Die Zusammenarbeit mit diakonischen Akteuren bietet unseres Erachtens einen interessanten Zwischenbereich zwischen dem Verkauf an private oder kommerzielle Nachnutzer und der Vermietung an kulturelle Akteure. Letzteres liegt Gemeinden oft schnell nahe, weil sie ja zumeist selbst schon in diesem Bereich aktiv sind und es wenig Umbaubedarf gibt.

Wer trägt in der Regel die Kosten für die Umnutzung?

Menzel: Auch das ist ganz unterschiedlich. Für soziale Nutzungen bieten sich jedoch neben eigenen Investitionen von Kirche und Diakonie oft gute Fördermöglichkeiten durch öffentliche Gelder.

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