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Kulturzentrum in Chessy (F)

Kulturzentrum in Chessy (F)
Steine wiederverwendet, Identität gestärkt

Früher ein Landgut vor den Toren von Paris, jetzt Kulturzentrum mit Musikschule: Beim Umbau haben die Architekten Abbruchmaterial direkt vor Ort für neue Fassaden wiederverwendet – und damit eine starke Beziehung von Bestand und Ergänzung geschaffen.

Chessy ist eine kleine Gemeinde vor den Toren von Paris – Zwischenstadt wie aus dem Lehrbuch. Von Nordwesten rückt ihr die Hauptstadt-Agglomeration auf die Pelle, von Südosten der Vergnügungspark Disneyland. Als eines der letzten Überbleibsel der dörflichen Vergangenheit findet sich am Ortsrand ein Landgut, das heute von kleinteiligen Wohnhäusern umgeben ist. Kürzlich wurde es vom Pariser Architekturbüro Opus 5 zu einem Kulturzentrum mit Musikschule und Mehrzwecksaal ausgebaut.

Das Gut war nach Art eines Vierseithofs angelegt und wirkte mit seinen großen fensterlosen Scheunen aus schwerem Kalksteinmauerwerk eher introvertiert. An diesen Charakter knüpft das Planungsteam trotz der öffentlichen Nutzung an, um den Genius Loci zu bewahren. Da zwei der vier Flügel marode und schwer zu adaptieren waren, machten sie Platz für Neubauten, die den zentralen Hof wieder fassen. Das Abbruchmaterial – Steine und Dachziegel – wurde sortiert, in Gabionen gesteckt und dient jetzt als Fassadenbekleidung der neuen Flügel. Diese Baustoff-Wiederverwendung direkt vor Ort ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern stellt auch eine gestalterische Verwandtschaft von Bestand und Ergänzung her. In Farbigkeit, Textur und Massivität korrespondieren die neuen Fassaden aufs Beste mit den vorhandenen Bruchsteinwänden. Das gealterte Material verströmt dabei eine Authentizität, die man in der benachbarten Pappmachéwelt von Disneyland vergeblich sucht. Auch zur Gestaltung des Außenraums kamen Gabionen zum Einsatz: In einer Hälfte des Hofes rahmen sie als Sitzstufen ein kleines, in den Boden eingelassenes Amphitheater. Bei gutem Wetter lässt es sich für Open-Air-Konzerte nutzen, bei Regen fungiert es ganz pragmatisch als Versickerungsfläche.

Einer der beiden Neubauten nimmt einen großen Mehrzwecksaal samt Büros auf, der andere die Musikschule mit zahlreichen Übungsräumen, die aus Akustikgründen trapezförmige Grundrisse benötigen und sich daher nicht im Bestand unterbringen ließen. Ganz im Gegensatz zum großen Konzertsaal und einem Auditorium: Für sie waren die weiten, hohen, stützenfreien Innenräume der Scheunen wie geschaffen. Die Ausstattung setzt auf unbeschichtete Materialien wie Sichtbeton, mineralischen Estrich und helles Holz und überträgt damit die Einfachheit der alten, ländlichen Zweckbauten in die Gegenwart.

~Christian Schönwetter


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