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»Kulturweberei« in Finsterwalde, Habermann Architektur

»Kulturweberei« in Finsterwalde
Architektonisches Feingewebe

Ambitionierte Baukunst ist auch abseits von Ballungsräumen möglich: In der Niederlausitz avancierte eine stillgelegte Weberei zur Stadthalle – mit einem so raffinierten An- und Umbau, dass sie mit dem Brandenburgischen Baukulturpreis geadelt wurde.

Der Name täuscht. Finster ist es in Finsterwalde keineswegs. Im Gegenteil. Die 17 000-Einwohner-Stadt im Süden Brandenburgs hat das Potenzial zu einem (bau-)kulturellen Leuchtturm. Mit der »Kulturweberei«, die als Konzert- und Stadthalle dient, gibt das Büro Habermann Architektur erneut ein schönes Beispiel dafür, dass ambitionierte Baukunst sehr wohl fern der Metropolen möglich ist.

Seit einem Schlager des 19. Jahrhunderts begreift sich Finsterwalde als Sängerstadt. Allerdings verfügte man über keinen geeigneten Ort für Sängerfeste oder größere Veranstaltungen mehr. 2011 fand daher ein Wettbewerb für eine neue Stadthalle auf dem Gelände einer stillgelegten Weberei statt. Aufgabe war es, dabei so viel gebauten Bestand wie möglich zu erhalten. Mit der Kulturweberei ist das vorbildlich gelungen (Baukosten rund 20,5 Mio. Euro). So gut, dass sie nun sogar mit dem Brandenburgischen Baukulturpreis ausgezeichnet wurde.

Schon von fern weist der alte Fabrikschornstein den Weg zur neuen Veranstaltungshalle. Die ergänzenden Kuben von Habermann Architektur fügen sich mit roten Ziegelriemchen und den gliedernden Metallschienen sowohl ästhetisch wie auch städtebaulich gut in den einstigen industriellen Kontext ein. Dieser gelungene Zusammenklang von Alt und Neu setzt sich im Innern fort: Die ehemalige Produktionshalle der Weberei mit ihren Sheddächern und den zauberhaften gusseisernen Stützen dient heute als großzügiges Foyer, in dem sich über die reine Eingangsfunktion hinaus auch Veranstaltungen durchführen lassen. Die historischen Ziegelwände zeigen ihre Spuren, die glatteren neuen Wände fügen sich dazu und eine helle Schlämme sorgt dafür, dass die unterschiedlichen Zeitschichten optisch nicht auseinanderfallen. Der neu errichtete, große, rechteckige Saal ermöglicht eine flexible Bespielung mit Tribünen und Podium. Auf dem Parkettboden erhebt sich eine mit dunklen Akustikpaneelen aus Holz bekleidete Sockelzone, darüber schließt sich eine mit hellem Stoff bespannte Zone an. Deren vertikalen Dreiecksfältelungen halten einerseits die Erinnerung an die einstige Stoffproduktion am Ort wach und erinnern andererseits charmant an expressionistische Bauten. Hinter der Stoffbekleidung verbirgt sich allerlei Technik für die Akustik, damit sowohl Wort- als auch verschiedene Klangsituationen gut funktionieren. Wer darüber hinaus etwas über die ursprüngliche Nutzung des industriellen Areals erfahren möchte, kann gleich neben dem Eingangstor einen Blick auf eine alte Webmaschine werfen.

~Jürgen Tietz


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