Seit der Pandemie stehen auch in Spanien immer mehr Ladenlokale leer. Gleichzeitig herrscht in Großstädten Mangel an Wohnraum. Eine Umnutzung in Madrid führt vor, wie sich ausreichend Tageslicht in lange, tiefe EG-Grundrisse bringen lässt.
Madrids Stadtteil Salamanca ist bekannt für Geschichte, Shopping und Luxus. Keines der drei Dinge mag jedoch so recht zu dem schlichten Umbau einer ehemaligen Bäckerei passen, den die ortsansässigen Architekten von fast+furious unlängst dort verwirklichten. Im EG eines Wohnblocks aus den 1960er Jahren schufen sie ein kleines Apartment, das durch Luft, Licht, Leichtigkeit und Einfachheit gekennzeichnet ist.
Dazu entfernten sie alle störenden Ausstattungselemente und gut 2 t an überschüssigem Stahl, die in der Galerieebene und der dazugehörigen Treppe verbaut waren. Die verbliebene Konstruktion besteht nun aus schlanken Bestandsträgern mit einer simplen Beplankung aus weiß gestrichenen MDF-Platten. Teils abgehängt, teils abgestützt prägt diese Zwischenebene die vordere Hälfte des langgestreckten Raums. Ein Liegenetz, das mittels Ringschrauben und Stahlrahmen an den Wänden befestigt ist, überspannt den Bereich zwischen Fassade und Galerieboden. Es gewährleistet zusätzliche Transparenz und gibt den Blick in den Himmel frei. Die Planer setzten sich zum Ziel, dass alle neu hinzugefügten Bauteile nur aus weiß beschichteten Metallstäben mit 12 bzw. 20 mm Durchmesser und massiven Pinienholzbohlen bestehen durften – einfaches Material, das unkompliziert online bezogen werden kann. Die filigrane Treppe hoch zur Galerie ist beispielsweise (ohne jegliche Schrauben) daraus gefertigt, aber auch ein mobiler Tisch und das Regal oberhalb der Küchenzeile. Gezielt erhalten wurden die eloxierte Aluminiumfassade, auf der sogar noch der Schriftzug »Panadería« prangt, wie auch die glänzenden weißen und schwarzen Wandfliesen, die in der vorderen Raumhälfte die Verkaufstresen gesäumt hatten und das einfallende Tageslicht weit in die Tiefe des Raums reflektieren. Der bestehende Epoxidharzboden wurde lediglich poliert.
Vom hinteren Wohnbereich führen jeweils vier Stufen und zwei Türen in den privateren Teil des Apartments, wo sich ein kleiner Schlafraum und zwei Bäder befinden. Auch hier arbeiteten die Architekten nur mit günstigen Trockenbauwänden und wasserfesten Anstrichen statt keramischen Belägen.
~Tanja Feil
Mehr Wohnraum an ungewöhnlichen Orten: