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Ortner & Ortner transformieren Postamt

Wohnhaus »Geisberg« in Berlin
Ortner & Ortner transformieren Postamt

Mitten in der Hauptstadt hat O&O Baukunst in einem alten Postamt durch Um- und Anbau dringend benötigten Wohnraum geschaffen. Die Schalterhalle avancierte zum Gemeinschaftsraum. Auch eine betreute WG und Wohnbüros weichen von Investorenstandards ab.

Nicht weit vom Trubel an Kurfürstendamm, Gedächtniskirche und KaDeWe liegt die etwas ruhigere Geisbergstraße. 1925 eröffnete dort an der Ecke zur heutigen Welserstraße das »Post- und Telegrafenamt«, ein Betonbau, der seine moderne Konstruktion hinter einem traditionellen Ziegelkleid verbirgt. Während im EG hauptsächlich Schalterhalle und Paketannahme untergebracht waren, fanden sich in den oberen Stockwerken weitläufige Räume des »Fernsprechamts«. Bis 2013 betrieb die Post in der alten Schalterhalle eine Filiale, bevor das Anwesen an einen Investor verkauft wurde. Im Hof war noch genug Platz für eine lohnenswerte Nachverdichtung in zentraler Lage. O&O Baukunst verwandelte und ergänzte das Gebäude zu einem Wohnprojekt, das unter dem Titel »Geisberg Berlin« vermarktet wird.

Für die typische »Problemzone« EG mit ihrer meist eingeschränkten Privatsphäre mussten sich die Architekten etwas einfallen lassen. Sie entwickelten einen ungewöhnlichen Grundrisstyp – Wohnbüros mit Arbeitszimmern zur Straße und Privaträumen zum Hof. In der Gebäudeecke an der Kreuzung platzierten sie ein Café und im Flügel an der Welserstraße brachten sie eine sozial betreute WG unter. In den Geschossen darüber finden sich dann traditionellere Wohnformen, mit Größen von 50-200 m². Die große, zentrale Schalterhalle dient heute als Gemeinschaftsraum für alle Bewohner. Ihre expressionistische Farbgestaltung an der Decke wurde behutsam aufgefrischt. Mit Vorhängen lässt sich der weite Raum gliedern, um beispielsweise die Fitnessgeräte im hinteren Bereich von der lounge-artigen Zone im vorderen Teil abzutrennen. Dort hat auch ein Concierge seinen Arbeitsplatz, der sich um die Pflege des Raums kümmert, Pakete für die Bewohner annimmt u. ä..

Da das frühere Postamt unter Denkmalschutz steht, warf die neue Nutzung die Frage auf, wie sich die einzelnen Einheiten mit Balkonen ausstatten lassen, ohne dass dabei der ursprüngliche Charakter des Verwaltungsbaus verloren geht. Die Hauptfassaden zu den beiden Straßen wurden daher von Anbauten freigehalten und Balkone entstanden nur rückwärtig im Hof. Weil sie frei auskragen, unterbrechen keine senkrechten Stützen die Horizontalität der 20er-Jahre-Fassaden: Vielmehr können die Gesimse ihre ruhige gliedernde Wirkung noch immer gut entfalten. Geschickt machen sich die scheinbar schwebenden Balkone dabei die Tatsache zunutze, dass die alte Rohbaukonstruktion aus Beton besteht – bei einem klassischen Ziegelbau mit Holzdecken hätten sie sich kaum ohne Stützen realisieren lassen. Analog zum Bestand verzichten auch die Neubauten auf Balkone zur Straße, französische Fenster sorgen dort für Ersatz.

Weil alle alten Fassaden Kastenfenster aufweisen – teilweise als aufgearbeitetes Original, teilweise als Nachbau – fallen Profile und Sprossen so schlank aus wie früher. Auch die Fenster der Neubauten präsentieren sich nicht als große, plane Öffnungen, sondern wurden in mehrere Flügel gegliedert. Ein sanftes Relief gliedert die Putzoberflächen der Fassaden und knüpft damit Bezüge zur plastisch gestalteten Hülle des alten Postamts.

~Christian Schönwetter


Bauherr: COPRO Projektentwicklung GmbH / FORE GBS Development GmbH
Architekt: O&O Baukunst
Partner: Markus Penell
Projektleitung: Sebastian Kablau
Projektteam: Sylvie Eckert (stellvertretende PL), Jan Giehler, René Kobel, Ka-Shing Chui, Marie Krüger, Matthias Fruntke
Denkmalpflegerische Begleitung: BASD Gerhard Schlotter
Tragwerksplanung: fd-ingenieure, Berlin
Bauphysik: Müller-BBM GmbH, Berlin
Landschaftsplanung: CMC – Coqui Malachowska Coqui, Berlin


Geisberg
Hier finden Sie einen ausführlichen Beitrag über den ursprünglichen Bau aus der db vom 27. April 1927

Ebenfalls als Mehrfamilienhaus umgenutzt:

Riese im Wandel: Alter Silo in Kopenhagen
Taktvolle Referenz: Verwaltungsbau in Zürich
Ein Bett im Kornspeicher: Mühle in Buxtehude

 

 

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