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Autos raus, Räder rein! Fahrradstation in Karlsruhe von Tafkal Architekten

Fahrradstation in Karlsruhe
Autos raus, Räder rein!

Am Karlsruher Hauptbahnhof wurde eine Tiefgarage zur Fahrradstation umfunktioniert. Das Architekturbüro TAFKAL schuf nicht nur 600 Stellplätze für Fahrräder, sondern entwarf auch Umkleiden, Schließfächer, eine Servicestation und ein Leitsystem.

Für die Bauaufgabe »Fahrradstation« gibt es noch nicht allzu viele Vorbilder, ganz zu schweigen von einer ausgeprägten Typologie wie etwa im Wohnungs- oder Verwaltungsbau. Architekten müssen daher meist Neuland beschreiten, wenn es darum geht, Räume zu entwerfen, die vielen Radlern eine überdachte Unterstellmöglichkeit für ihr Fahrzeug bieten. Am Hauptbahnhof in Karlsruhe hatte sich das Architekturbüro TAFKAL zudem mit den Gegebenheiten einer Tiefgarage auseinanderzusetzen, die es umzunutzen galt. Die Stadt wollte hier bewusst ein Zeichen setzen: Sie schloss die Autogarage zugunsten der Radfahrer. Denn sie verfolgt das Ziel, den Anteil des Fahrrads am innerstädtischen Verkehr weiter zu steigern. Werden dort schon jetzt rund 25 % aller Wege per Velo zurückgelegt (mehr als in den meisten deutschen Großstädten), sollen es bald 30 % sein. Die Fahrradstation ist v. a. für Pendler gedacht, die täglich am Hauptbahnhof nach einer Parkgelegenheit suchen, bevor sie in den Zug steigen. Deshalb gibt es neben Tageskarten auch Monats-, Semester- und Jahrestickets.

Um die Diebstahlsicherheit zu erhöhen, wird der Raum videoüberwacht und ist nicht frei zugänglich. Man fährt über die alte Autorampe zum überdachten Eingang hinab, und nachdem man ein Ticket gelöst hat, kann man mit dem Fahrrad ein Drehkreuz und ein Tor passieren. Im Innern stehen unterschiedliche Stellplätze zum Anschließen bereit. An den Wänden erlauben »Doppelparker«, Räder in zwei Ebenen übereinander zu verstauen, in der Raummitte dagegen finden sich nur ebenerdig aufgestellte Ständer. Dadurch kann man stets die gesamte Fläche überblicken, was das Sicherheitsempfinden erhöht. Für Lasten- und Liegeräder oder Räder mit Kinderanhänger gibt es 16 Sonderstellplätze mit extralangen Bügeln.

Fahrradstation Hauptbahnhof Süd
Bild: N. Kazakov

Wer sich nach der Fahrradfahrt umziehen möchte, kann dies in einem Umkleideraum tun, der mit Sitzbänken und einer Trinkwasserstation ausgestattet ist. Dort lassen sich in abschließbaren Spinds auch Akkus von E-Bikes sicher verstauen und aufladen. Für den Fall, dass einmal kleinere Reparaturen am Fahrrad nötig sind, stehen ein paar Werkzeuge zur Verfügung, angekettet an eine zentrale Servicesäule.

Statt betongrau wie die frühere Tiefgarage präsentiert sich die Fahrradstation in strahlendem Weiß, sogar auf dem Boden. Zusammen mit der sehr hellen Ausleuchtung entsteht eine freundliche Atmosphäre. Ein Leitsystem erleichtert die Orientierung: Der 1200 m² große Raum ist in fünf Zonen unterschiedlicher Farbigkeit gegliedert, die dabei helfen, das eigene Rad wiederzufinden. Die fünf Töne tauchen an Boden und Wand als große Kreise, an den markanten Deckenleuchten und an den Fahrradständern selbst auf. Am Boden weisen Linien in den jeweiligen Farben den Weg von der Einfahrt zum Stellplatz und weiter zum Drehkreuz am Ausgang, der direkt in die Bahnhofsunterführung zu den Gleisen führt. Darüber hinaus gehören die farbigen Kreise zum Corporate Design der Fahrradstation und erscheinen beispielsweise auf den Parktickets und der Website.

Wie die neue »Fahrradstation Süd« von den Karlsruhern angenommen wird? Bei einem Besuch Mitte September waren erst wenige Stellplätze belegt, obwohl die alte »Fahrradstation Nord« am anderen Ende des Bahnhofs meist rappelvoll ist und rund um den Bahnhof häufig wild geparkt wird. An den Preisen kann es kaum liegen: Ein Tagesticket kostet 1 Euro, die Wochenkarte 3 Euro, die Monatskarte 8,50 Euro, die Semesterkarte 25 Euro und die Jahreskarte 75 Euro. Vielleicht muss sich das neue, zusätzliche Angebot erst noch herumsprechen – es existiert erst seit wenigen Monaten. Vielleicht wächst die Auslastung aber auch nach der Urlaubszeit und den Semesterferien. In jedem Fall hat der Umbau dazu geführt, dass jetzt deutlich mehr Verkehrsteilnehmer ihr Fahrzeug abstellen können: Statt zuvor für 38 Autos bietet die Garage nun bei gleicher Fläche Platz für mehr als 600 Fahrräder.

~Christian Schönwetter

 

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