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Gekonnt geteilt. Burg Bachem in Frechen von lüderwaldt architekten

Burg Bachem in Frechen
Gekonnt geteilt

Wohnen auf Zeit: In einer ehemaligen Wasserburg haben lüderwaldt architekten kleinteilige, fertig eingerichtete Apartments geschaffen. Eine Vielzahl von Einbaumöbeln reagiert geschickt auf die Unregelmäßigkeiten des vorgefundenen Gemäuers.

Das Projekt erhielt einen Preis beim db-Wettbewerb »Respekt und Perspektive« Bauen im Bestand 2018.

Jurybegründung:
Die Aufgabe, ein denkmalgeschütztes größeres Anwesen in mehrere Wohnungen zu untergliedern, haben lüderwaldt architekten sehr feinfühlig gelöst. Die Grundrisse nehmen Rücksicht auf den Bestand, neue Bauteile fügen sich respektvoll und doch selbstbewusst ein, dabei überlassen sie der vorgefundenen Bausubstanz gestalterisch stets den Vortritt. Alle Interventionen geben sich schlicht und zurückhaltend. Eine Vielzahl eigens entworfener Einbaumöbel reagiert geschickt auf die Unregelmäßigkeiten des vorgefundenen Gemäuers.

Architekten: lüderwaldt architekten
Tragwerksplanung: Stracke Ingenieurgesellschaft

Text: Claudia Hildner
Fotos: Lukas Roth

Dicke Backsteinmauern und ein schiefergedecktes Walmdach: Die Wasserburg Bachem wirkt von außen nach dem Umbau unverändert. Zu der denkmalgeschützten Anlage südwestlich von Köln gehören neben einer Vorburg auch die Überreste eines Wohnturms aus dem 13. Jahrhundert. In seiner heutigen Form wurde das L-förmige Hauptgebäude in zwei Bauabschnitten im 17. und frühen 18. Jahrhundert errichtet. Seitdem hatten die jeweiligen Eigentümer und Nutzer besonders im Innern ihre Spuren hinterlassen.

Der aktuelle Umbau durch lüderwaldt architekten hatte in erster Linie eine Teilung der zuvor zusammenhängenden Räumlichkeiten zum Ziel. Neben einer größeren, mehrgeschossigen Wohnung für den Bauherrn besetzen die Burg nun sechs kleinere möblierte Apartments, die auf Zeit vermietet werden. Diese Nutzung hat den angenehmen Nebeneffekt, dass es leichter möglich war, auf den Anbau von Balkonen zu verzichten. Damit konnte die äußere Erscheinung des Gebäudes erhalten werden, die für den Denkmalschutz im Vordergrund stand. Ein Zugeständnis des Amtes waren zwei Dachflächenfenster: Sie sind als zweite Fluchtwege brandschutztechnisch notwendig, da auch das DG zwei Wohnungen aufnimmt. Eine weitere verglaste Öffnung findet sich nach dem Umbau im UG, um den Bewohnern einen direkten Zugang zum hinteren Teil der Burginsel und damit auch zum Wasser zu ermöglichen.

Aufgeräumt

Grundlage für die Umgestaltung im Innern war der Zustand nach einer Sanierung in den 70er Jahren, die handwerklich versiert, aber denkmalpflegerisch – nach heutigen Maßstäben – fragwürdig durchgeführt wurde. Das Ergebnis war ein Konglomerat aus Alt und Neu, das gestalterisch in vielen Bereichen bewusst auf die Imitation vergangener Epochen setzte und durch eine gewisse Schwere und Dunkelheit geprägt war. Die Kunst des nun erfolgten Umbaus bestand darin, die verschiedenen Strukturen nach ihrem Entstehungszeitpunkt und ihrer statischen Bedeutung zu analysieren, unnötige Einbauten zu entfernen und ein zeitgemäßes gestalterisches Konzept zu entwickeln, das mit dem Bestand harmoniert. Unsichtbar, aber wesentlich für die Qualität des Umbaus waren daher die gründliche Untersuchung der Bausubstanz und die enge Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege. Bei den notwendigen Rückbauten und Ergänzungen ging der Architekt feinfühlig ans Werk. Das zeigt etwa die Fortführung der Haupttreppe ins UG: Das schlichte Bauteil aus Beton fügt sich unauffällig ein, der Blick des Betrachters verweilt stattdessen auf dem freigelegten alten Mauerwerk.

Die Grundrissaufteilung folgt der durch den Bestand vorgegebenen Logik: Den Nordflügel bewohnt nach dem Umbau der Eigentümer; eine neu eingebrachte einläufige Stahltreppe verbindet EG und OG. Im Südflügel erlaubt das zentral gelegene Treppenhaus die Umnutzung in einen Zweispänner. Die räumliche Unterteilung der Wohnungen orientiert sich an der vorhandenen Tragstruktur. Dadurch entsteht u. a. ein sehr weiter Flur mit einer Breite von 1,80 m. Ein lang gestrecktes Einbaumöbel, das als Schrank und Ablage genutzt wird, das aber auch eine Sitznische sowie einen Schreibtisch integriert und schließlich in die Küchenzeile übergeht, macht diesen Raum nutzbar. Auch ein Esszimmermöbel, Betten und diverse Schränke hat Dirk Lüderwaldt eigens entworfen. In hellem Holz bzw. mit weißer Beschichtung und sichtbaren Holzkanten sorgen sie für ein einheitliches Erscheinungsbild, in dem Bestand und neu eingefügte Elemente klar voneinander getrennt sind.

Eine Vielzahl sorgfältig erhaltener Bauteile – seien es 400 Jahre alte Steinfußböden, das freigelegte Fachwerk, die erhaltenen »Kölner Decke« im OG, das Treppenhaus aus dem 19. Jahrhundert oder ein zum Oberlicht umfunktionierter Kamin – erzählen den temporären Bewohnern wie nebenbei von der wechselvollen Geschichte der Burg.


Standort: Schloßstraße 8, 50226 Frechen-Bachem
Bauherr: Caspar Freiherr von Fürstenberg, Frechen-Bachem
Architekten: lüderwaldt architekten, Köln
Tragwerksplanung: Stracke Ingenieurgesellschaft, Köln
Haustechnik: Ingenieurbüro Hermanns, Köln
Elektroplanung: CALORELEKTRIK, Köln
Bauphysik: knp.bauphysik, Köln
Beleuchtung: Lichtplanung A. Hartung, Köln
Brandschutz: PIRLET & PARTNER Ingenieurgesellschaft, Köln

Beteiligte Firmen:
Putze: Haftbrücken, Grundputze, Oberputze, SCHAEFER KRUSEMARK, Klipphausen, www.schaefer-krusemark.de
Wandfarben: Mineralfarben, KEIM, Diedorf, www.keim.com
Türen: Innen- und Brandschutztüren, Schörghuber Spezialtüren, Ampfing, www.schoerghuber.de
Einbaumöbel: EGGER Holzwerkstoffe, Brilon, www.egger.com
Beschichtung der Arbeits- und Tischplatten: Mineralwerkstoff, HI-MACS®, Frankfurt, www.himacs.eu
Arbeits- und Sitzflächen der Einbaumöbel: Linoleum, FORBO FLOORING, Paderborn, www.forbo.com
Lichtschalter, Steckdosen: ALBRECHT JUNG, Schalksmühle, www.jung.de
Sanitärgegenstände: LAUFEN, Staudt, www.de.laufen.com; Keramag, Pfullendorf, www.keramag.de
Sanitärarmaturen: Hansgrohe, Schiltach, www.hansgrohe.de


lüderwaldt architekten

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Dirk Lüderwaldt

Architekturstudium an der TH Aachen und in Seattle. 1988-95 Mitarbeit bei Joachim Schürmann, Köln und Salzburg. 1995 Bürogründung. Seit 2003 Lehraufträge, u a. an der TU Darmstadt und der FH Bochum.


Über die Autorin Claudia Hildner

Architekturstudium an der TU München und der Universität von Tokio. 2006-07 redaktionelle Tätigkeit beim »Baumeister«. 2007-11 freiberufliche Redakteurin in Stuttgart, Tokio und München, seit 2014 in Düsseldorf.

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