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Sommerfrische, modern

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Sommerfrische, modern

~Jens Malling/dr

Wie ein Raubfisch sollte das Gebäude nach dem Willen seiner Architekten, Geworg Kotschar und Michael Mazmanyan, aussehen. Es entstand 1963-65 am Sewansee in der Nähe der armenischen Hauptstadt Jerewan. Weit das Maul aufreißend, schwimmt es dem Besucher aus den scharf gezackten Bergen quasi entgegen und weiter in Richtung der mittelalterlichen Klosterkirchen am Ende der Halbinsel. Hinter der auffälligen Fassade verbirgt sich mit Gemeinschaftsflächen und Speisesaal einer von zwei Bauten für das Erholungsheim der Armenischen Schriftstellervereinigung. Das Innere ist von einer intimen Atmosphäre geprägt, der Tanzboden wurde u. a. auch für Lesungen genutzt. Der andere Bau ist das Gästehaus, 1932-35 von denselben Architekten entworfen. Mithilfe
von 130 000 US-Dollar aus dem »Keeping it Modern«-Programm der Getty Foundation ist seit 2016 ein Conservation Management
Plan (CMP) entstanden, ein relativ neues Instrument der Stiftung, das die Relevanz des Gebäudes betont und Leitlinien sowie Prinzipien für die künftige Restaurierung aufführt. Ihn für das Erholungsheim zu entwickeln, war insbesondere deshalb interessant, weil das Ensemble ein herausragendes Beispiel sowohl für die frühe Avantgarde- als auch für die Mid-Century-Moderne ist. In zur Entstehungszeit völlig neuer Formensprache interagiert das Gemeinschaftshaus mit der Natur und seiner Umgebung in einer direkten und fast aggressiven Art und Weise. Es scheint zu schweben, bis man die filigranen Betonpfeiler darunter bemerkt.

Das wissenschaftliche Team untersuchte die Bauwerke akribisch, u. a. wurden technische Studien zu Seismik und Tragwerksverhalten durchgeführt, aber auch nach Archivalien gesucht, wobei etwa historisches Filmmaterial und Entwurfsskizzen auftauchten. Damit
kann das Projekt als Vorbild für den Umgang mit Bauten der armenischen und postsowjetischen Moderne dienen. Nach Abschluss der zweijährigen Arbeiten präsentierte das Team die Ergebnisse auf einem Symposium in Jerewan und, zusammen mit einem Vorschlag zur Initiierung der konservatorischen Arbeit, auch der armenischen Architektenvereinigung. Laut den Projektleitern war die Begeisterung groß, und gegenwärtig bemüht man sich vor Ort aktiv um eine weitergehende Finanzierung, um den CMP umsetzen zu können.

Kotschar studierte von 1920-26 an der Kunsthochschule Wchutemas (s. db 3/2015, S. 64) und war Teil der sowjetischen Avantgarde-Bewegung. In der Stalin-Zeit war er von massiven Repressionen betroffen und wurde 1937 für 17 Jahre nach Sibirien verbannt. Vor dem Hintergrund des dort Erlebten versuchten er und auch Mazmanyan später ihre idealistischen Ideen und Theorien weiterzuentwickeln und ihre Erfahrungen und Ideen an eine neue Generation weiterzugeben. Dies gelang ihnen, auch durch die Gebäude, die sie hinterließen. Noch heute stehen mehrere von Kotschars Gebäuden in Jerewan.

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