Die Pekinger Architektin Xu Tiantian hat die vom Bergbau geprägte Landschaft im chinesischen Jinyun umgewandelt. Die brachliegenden Steinbrüche werden nun für kulturelle und soziale Aktivitäten genutzt. Eine Ausstellung über das Projekt ist ab 19. März im Berliner Aedes Architekturforum zu sehen.
Die bergige Landschaft in Jinyun in der chinesischen Provinz Zhejiang ist seit Jahrzehnten geprägt von in Handarbeit betriebenem Abbau von Naturstein. Für die zerklüftete und nur schwer zugängliche Region entwickelt die Pekinger Architektin Xu Tiantian mit ihrem Büro DnA_Design and Architecture zunächst für neun der über 3000 kleinen brachliegenden Steinbrüche Strategien für Neunutzungen.
Dadurch soll eine Bühne für kulturelle und soziale Aktivitäten entstehen, ebenso eine ökologische Verbesserung und neue ökonomische Perspektiven für die Landbevölkerung.
Die zufällig beim Abbau der Steine entstandenen, gewaltigen – oft kathedralartigen – Räume im Fels, die bis zu 38 m hoch sind, besitzen zum Teil eine gute Akustik. Sie eignen sich für Aufführungen der traditionellen Wu-Oper oder als Vortragsräume.
An einer weiteren Station demonstrieren die ehemaligen Steinmetze in Live-Vorführungen den Abbau der Steine. Dazu gibt es gewaltige Steinkammern, die als Teehaus genutzt werden, oder Plattformen, von denen die Besucher den Sonnenuntergang durch ein spektakuläres Loch in der Felswand beobachten können.
Die neun Steinbrüche sind über ein Tal mit einem kleinen Dorf miteinander verbunden. Dort hat Xu Tiantian ein Informationszentrum mit einem Steinbruchpark mit Wasserflächen geplant, in dem die Besucher einen Einblick in Geschichte, Flora und Fauna erhalten sollen.
Neben neuen Orten für soziale und kulturelle Infrastruktur entstehen auch Möglichkeiten für wirtschaftliche Entwicklung der Region, etwa ein Restaurant zur Bewirtung der Gäste und ein Bildungszentrum zur Natursteinverarbeitung.
Xu Tiantian und ihr Team transformieren mit ihren Eingriffen die Relikte einer von schwerer körperlicher Arbeitskultur geprägten Landschaft in ein Zeichen für den wirtschaftlichen und kulturellen Wandel im ländlichen Raum.
Über die bereits für neue Nutzungen fertiggestellten und die in Planung befindlichen insgesamt neun ehemaligen Steinbrüche entstand die Ausstellung “Der Steinbruch als Bühne“. Xu Tiantian transportierte sie nachhaltig mit der Bahn ins Berliner Aedes Architekturforum.
Die großmaßstäbliche Installation vermittelt das Raumgefühl in den Steinbrüchen von Jinyun. Mit raumgreifenden transluzenten Modellen, Fotos, Plänen und Filmen veranschaulicht Xu Tiantian das komplexe Gefüge der in den Fels geschlagenen Räume.
Filme vermitteln einerseits die historische Situation, als die Steinbrüche noch in Betrieb waren, andererseits wie die Bevölkerung, die Handwerker und die Administration heute die neu entstehenden Infrastrukturen aufgreifen und bewerten.
- Ausstellung: „Der Steinbruch als Bühne“
- Wann: 19. März – 5. Mai 2022, Di–Fr 11–18.30 Uhr, So–Mo 13–17 Uhr, Sa 19. März 2022, 13–17 Uhr
- Wo: Aedes Architekturforum, Christinenstr. 18–19, 10119 Berlin
Zur Ausstellung „Envelopes -addressed by J.Mayer.H“ im Haus der Architektur in Graz