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Preiswert Lebensraum schaffen. Schlichtwohnbauten in Bremerhaven

Schlichtwohnbauten in Bremerhaven
Preiswert Lebensraum schaffen

Der Umbau einer einfachen 50er-Jahre-Zeile in Bremerhaven zeigt, wie sich Wohnraum im Bestand barrierefrei erschließen lässt, ohne anschließend die Mieten in die Höhe zu treiben. Nebenbei förderte man noch das Miteinander der Bewohner.

Wie andernorts fehlt auch in Bremerhaven preisgünstiger und moderner Wohnraum. Viele Gebäude dort stammen aus der Nachkriegszeit, vor allem aus den 50er Jahren, denn im Krieg war die Stadt stark zerstört worden. Auch etwa 2500 Mieteinheiten der städtischen Wohnungsgesellschaft STÄWOG befinden sich im Baubestand aus jener Zeit.

Diese sogenannten Schlichtwohnbauten entstanden, als nach 1945 schnell und günstig neuer Wohnraum geschaffen werden musste. Während anderswo Gebäude aus dieser Epoche häufig abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden, geht die STRÄWOG andere Wege. Der Architekt Hans-Joachim Ewert hebt hervor, dass diese Häuser trotz schnellem Aufbau solide errichtet wurden, mit Wänden aus Kalkstein und Betondecken aus heimischen Baumaterialien. Damit sind sie nahezu schadstofffrei. »Warum also abreißen? Je mehr man von dem vorhandenen Bau nutzt, desto mehr kann man einsparen und desto mehr bezahlbaren Wohnraum kann man anbieten.«, so Ewert. Seine Bauherrin setzt daher auf Modernisierung mit dem Ziel, die heutigen Ansprüche an Barrierefreiheit und Energieverbrauch zu erfüllen und dennoch die Mieten niedrig zu halten.

Preiswerter Wohnraum

Seit 20 Jahren verwandelt die STRÄWOG das einstige Bremerhavener Problemviertel Wulsdorf, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft wohnen, in ein modernes Wohngebiet mit viel Grün. Die stark gealterten Mietshäuser aus den 50er/60er Jahren bekamen neue Balkone zur Gartenseite, die alte Dachhaut aus Teerpappe wurde entfernt und durch eine Hartbedachung mit Dämmung ersetzt, die Treppenhäuser renoviert, die Haustüren erneuert und das etwas trostlose Abstandsgrün mit Bäumen und Hecken neu gestaltet.

Die mit 55 m längste Häuserzeile in der Ringstraße, ein Haus mit drei Eingängen, erhielt an der hinteren Seite Holzbalkone, die mit einer Rampenkonstruktion aus Stahl und Glas verbunden sind. Die Rampen sind normgerecht mit maximal 6 % Längsneigung und in Abständen von 6 m mit Zwischenpodesten ausgeführt. Die Mieter gelangen barrierefrei bis ins 2. OG in ihre Wohnungen und in die Gartenanlage hinter dem Haus – ohne Fahrstuhl. Im Vergleich zu Aufzügen ist die Rampe nahezu wartungsfrei und stellt somit einen Baustein für modernen, aber bezahlbaren Wohnraum dar: Im sogenannten Spiralhaus liegt der aktuelle Mietpreis bei 4,19 Euro/m².

Die Bewohner wünschten sich mehr Farbigkeit für ihr Viertel. Doch die unsanierten Nachkriegsbauten boten in verwitterten Grau- und Grüntönen einen unattraktiven Anblick. Die Neugestaltung der Fassaden und die Treppenhäuser mit leuchtendem Blau lassen die triste Vergangenheit der Häuser schnell in Vergessenheit geraten. Der blaue Farbton trägt zu einem hellen und freundlichen Eindruck bei und steht im Kontrast zum warmen Holzton der Balkone und des Rampentragwerks. Das neue, leichte Flugdach verleiht den Bauten eine dynamische Wirkung.

Treffpunkte und Aufgaben schaffen

In Wulsdorf gab es neben der technischen Modernisierung der Bauten ein weiteres wichtiges Ziel: Nachbarschaften zu fördern und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Dafür erhielt das Projekt über das Städtebauförderungsprogramm »Soziale Stadt« vom Bund Zuschüsse. Die Rampenkonstruktion des Spiralhauses schafft überdachte Wege zwischen den Wohnungen und erleichtert so den Kontakt zwischen den Mietern. Auch ein Urban-Gardening-Projekt im Hof verfolgt dieses Ziel. Es dient nicht nur zur Selbstversorgung, sondern v. a. zur Integration der zahlreichen Flüchtlingsfamilien – denn gemeinsames Gärtnern fördert die Kommunikation und die soziale Bindung.


Bauherr: STÄWOG Städtische Wohnungsgesellschaft Bremerhaven mbH, Bremerhaven
Architekt: Dipl.-Ing. Hans-Joachim Ewert (mit der Planungsabteilung der STÄWOG)

Produkte:
Fassadenfarbe: Soldalit-System von KEIM, teilweise auf Sol-Silikatputz KEIM Stucasol
Treppenhausfarbe: Innostar von KEIM

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