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Zum Umgang mit jüngeren Denkmalen

Zum Umgang mit jüngeren Denkmalen
Reallabor Nachkriegsmoderne

Die Ergebnisse einer Tagung fasst dieser Band zusammen. Er stellt neue Werkzeuge der Erfassung und Bewertung des Bestands vor, präsentiert Praxisbeispiele und zeigt Strategien im Umgang mit dem breiten baulichen Erbe der 50er bis 70er Jahre.

Der reiche Gebäudebestand der Nachkriegsjahrzehnte stellt Denkmalpflege und Architekturschaffende vor neue Herausforderungen: Weil in den Boomjahren sehr, sehr viel gebaut wurde, gilt es eine riesige Masse an Bauwerken zu sichten und die Spreu vom (Denkmal-)Weizen zu trennen – allein im Wohnungsbau etwa stammen 30 % des gesamten Bestands aus der Zeit zwischen 1960 und 1980. Auch die Inventarisierung anderer Gebäudetypen ist keine leichte Aufgabe, seit der Fachkräftemangel die Behörden erreicht hat. Und weil seinerzeit vieles sehr schnell und mit wenig erprobten neuen Techniken und Baustoffen errichtet wurde, müssen Planende sich besonders tief in die Konstruktionsgeschichte einarbeiten, wenn Vorhandenes auf sinnvolle Weise als Ressource für die Zukunft erhalten werden soll. Hinzu kommt der kulturelle Aspekt: Auch Bauten, die es nicht auf die Denkmalliste schaffen, sind häufig mit gestalterischem Anspruch entstanden oder mit Kunst am Bau ausgestattet; zu viel davon verschwindet noch immer hinter technokratisch und undifferenziert applizierten Dämmpaketen.

Vertiefte Problemanalyse und Lösungsmöglichkeiten waren Thema einer Tagung, deren Ergebnisse nun schriftlich vorliegen. Der Band versammelt auf rund 320 Seiten 22 Beiträge von 32 Vor- und Nachdenkern. In der Einführung findet sich etwa ein wortgewaltiges Plädoyer für einen Abriss-Stop. Im Kapitel über Bestandserfassung wird u. a. eine neue Methode vorgestellt, mit der die Denkmalpflege vom Schreibtisch aus seriell erstellte Hallen in ganz Deutschland ausfindig machen kann: Eine KI wird darauf trainiert, Luftbilder von Google Maps zu untersuchen und kann anhand typischer Gebäudeabmessungen und Dachaufsichten bestimmte Hallenarten identifizieren. Im Kapitel über die Potenziale von Großstrukturen erläutert ein Beitrag eine Systematik, mit der sich der anonyme Massenwohnungsbau der 60er und 70er Jahre einer vergleichenden Betrachtung unter gestalterischen Aspekten unterziehen lässt – hier geht es nicht um besondere Höhepunkte der Baugeschichte, sondern gerade um eine gezielte Wahrnehmungsschulung für das Typische, Normale, Alltägliche. Doch auch die Arbeit an einigen herausragenden Bauten der Epoche wird vorgestellt, seien es das Haus des Lehrers und die Kongresshalle am Berliner Alexanderplatz, das Audimax der TU Dortmund oder die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart.

Wer sich mit Umbau und Sanierung von Bauten der Nachkriegsjahrzehnte beschäftigt, egal ob denkmalgeschützt oder nicht, findet in diesem Buch wertvolles Hintergrundwissen und erhält Einblick in die neuesten Arbeitsmethoden. Die 36 Euro in den Kauf sind gut investiert.

~Christian Schönwetter

Reallabor Nachkriegsmoderne
Zum Umgang mit jüngeren Denkmalen
Von Olaf Gisbertz / Mark Escherich / Sebastian Hoyer / Andreas Putz / Christiane Weber (Hg.) für das DFG-Netzwerk Bauforschung Jüngere Baubestände 1945+
320 Seiten, 16,5 × 24 cm, 125 farb. Abb., Broschur, 36 Euro, Jovis Verlag, Berlin, 2023


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