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Botschaftsgebäude in Saarbrücken vom Abriss bedroht

Botschaftsgebäude in Saarbrücken vom Abriss bedroht
Stein gewordenes Europa

Einst Sitz der französischen Botschaft, dann Bildungsministerium des Saarlands: Das Gebäude von Georges-Henri Pingusson ist ein Denkmal von europäischer Bedeutung. Nun bröckelt es vor sich hin. Die Architektenkammer stemmt sich gegen die Zerstörung.

Die Architektenkammer des Saarlandes nennt einige Gründe, die für den Erhalt des Gebäudes sprechen. Wir teilen die Meinung der Kammer und geben ihre Pressemitteilung hier deshalb 1:1 wieder:

»Viel wurde bereits über die kulturhistorische und architekturhistorische Bedeutung der ehemaligen Französischen Botschaft gesagt und geschrieben. Der französische Architekt und Stadtplaner Georges-Henri Pingusson erbaute sie in den 50er-Jahren. Damit symbolisiert sie wie kein anderes Gebäude die Deutsch-Französischen Beziehungen dieser Zeit und ist mit ihrem Erstehen ein europäisches Gebäude.

Seit mehr als 10 Jahren steht der denkmalgeschützte Gebäudekomplex, bestehend aus einem Repräsentations- und Verwaltungstrakt, weitestgehend leer. Mehrere Gutachten zu Sanierungs- und Nutzungsmöglichkeiten wurden seither angefertigt. Doch die Zukunft dieser Architekturikone ist ungewiss, immer wieder gibt es öffentliche Forderungen, auch von politischer Seite, nach einem Abriss.

Die Architektenkammer des Saarlandes (AKS) spricht sich für den Erhalt des Gebäudes aus. Neben der symbolischen bundesweiten und europäischen Bedeutung des Ensembles, sollten auch Nachhaltigkeitsaspekte eine wesentliche Rolle in den Überlegungen zur Zukunft des Hauses spielen. ›Wenn ich das Pingusson-Gebäude abreiße, verschwende ich wesentlich mehr graue Energie als ich beim Bau eines neuen Gebäudes einsparen würde‹, erläutert Kammerpräsident Alexander Schwehm. ›Die im Bestand gebundene Energie müssten wir bei einem Erhalt nicht erneut aufbringen. Zusätzlich entstünden keine neuen CO2-Emissionen.‹

Bild: Simon Mannweiler/Wikimedia Commons

Das sogenannte Pingusson-Gebäude teilt das gleiche Schicksal mit etlichen anderen denkmalgeschützten Gebäuden: Leerstand und das Damoklesschwert des Abrisses. Die bestehenden gesetzlichen Anforderungen – Brandschutz, barrierefreies Bauen, Denkmalschutz, Schallschutz, Energieeffizienz oder Arbeitsschutz betreffend – können bei Sanierungen und Umbauten oft nicht erfüllt werden. Um die ehemalige Französische Botschaft zukunftsfest nutzen zu können, müsste man etliche Forderungen aushebeln. Bislang legen die bauordnungsrechtlichen Vorgaben häufig einen Gebäudeabriss nahe. Und das steht dem Bestreben, materielle Ressourcen zu schonen entgegen. Die Saarländische Landesbauordnung ließe sich durch einfache Ergänzungen umbaufreundlicher gestalten. Ein Baustein könnte eine sogenannte Experimentierklausel sein, die Abweichungen von technischen Bauvorschriften zulässt, wenn auf andere Weise dem Zweck der Vorschrift nachweislich entsprochen wird. Änderungen der Landesbauordnung sind geplant, die zukünftig das Bauen im Bestand erleichtern werden.

Neben den technischen Herausforderungen ist nach wie vor ungeklärt, wie das Botschaftsensemble genutzt werden soll. Es beherbergte etliche Jahre das saarländische Ministerium für Bildung und Kultur. Nach dessen Auszug sollte eine Sanierung erfolgen und das Ministerium anschließend zurückziehen. So weit kam es nicht. Seit mehreren Jahren ist die Kulturabteilung des Ministeriums in einem Teil des Ensembles ansässig. ›Wir halten den Umzug des kompletten Ministeriums, wie ursprünglich geplant, für eine sinnvolle Nutzung‹, so AKS-Vizepräsident Jens Stahnke. ›Das Gebäude könnte für die Landesregierung zu einem Pilotprojekt werden, wie man mit denkmalgeschützter Bausubstanz umgeht‹, motiviert Stahnke zu einer neuen Betrachtung des Leerstandes. Die Architektenkammer sieht zudem, neben der Sanierung, auch die Möglichkeit, das Ensemble zu ergänzen. Sollte das Raumprogramm des Ministeriums dies nötig machen, wäre ein Planungswettbewerb das geeignete Mittel, die beste Lösung zu finden.«

Eine ausführliche Fotodokumentation des Gebäudes finden Sie hier.

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