Na klar. – Und wie sieht es mit Lilly Reich aus? Sie hat 1929 gemeinsam mit Ludwig Mies van der Rohe den Barcelona-Pavillon entworfen und gebaut. Viele herausragende Beiträge zur Architektur, die Frauen geleistet haben, sind im Lauf der Zeit in Vergessenheit geraten, während das Projekt nach wie vor dem männlichen Partner zugeschrieben wird.
Natürlich widerfährt solches oft genug auch Männern. Um diese »aufgrund persönlicher Umstände« ungerechtfertigt Vergessenen wieder ins Bewusstsein zumindest der Fachwelt zu rücken, hat die Fundació Mies van der Rohe in Barcelona, bekannt für den gleichnamigen europäischen Architekturpreis, das mit 9 000 Euro dotierte »Lilly-Reich-Stipendium für Gleichberechtigung in der Architektur« ins Leben gerufen. Im September wurde die erste Trägerin vorgestellt: Laura Martínez de Guereñu Elorza, Architektin, Historikerin und Kritikerin. Passend für die erste Vergabe (und nur diesmal) ist ihr Thema Lilly Reich selbst. Unter dem Titel »Re-enactment: Lilly Reich’s work occupies the Barcelona Pavilion« wird sie – seit 1980 in großem Umfang im MoMA lagernde, aber nie untersuchte – Dokumente aus Barcelona, Dessau, Frankfurt und New York auswerten, darunter die Tonaufnahme eines Vortrags von Reich bei einem Symposium 1929. Daraus soll nicht nur eine schriftliche wissenschaftliche Arbeit erwachsen, sondern auch eine Intervention im Barcelona-Pavillon selbst.
Die Forschungsergebnisse müssen sechs Monate nach Erhalt des Stipendiums vorgelegt werden. ~dr