Eigentlich überraschend, dass einige vom Erfolg der Grünen bei der EU-Wahl so überrascht waren. Spätestens der letzte Sommer hat gezeigt, dass der Umgang mit dem Klimawandel allerhöchste Priorität haben muss. Doch während im Frühling die Politiker noch die Jugendlichen kritisierten, die für »Fridays for Future« die Schule sausen ließen, machten diese anderen erwachsenen Playern Mut, »Klima« nicht mehr nur als Ökonischen-Thema und als toxisch für die Karriere zu betrachten.
Nun melden sich allerorten Initiativen zu Wort, die einen Paradigmenwechsel auch des Bauens fordern. So etwa die deutsche Architektenschaft auf dem 15. BDA-Tag in Halle mit dem programmatischen Aufruf »Das Haus der Erde«. Darin fordert sie in zehn Punkten eine z. T. bemerkenswerte Umkehr: z. B. nicht nur, auf Wiederverwenden und Reduzieren zu setzen, sondern auch, statt einem letztlich nur vagen Maßstab »Energieeffizienz« zu folgen, schlicht auf kohlenstoffbasierte Materialien und fossile Brennstoffe zu verzichten.
In Großbritannien tut sich Ähnliches: Fast alle Architekturbüros, die je die Ehrung eines Stirling-Preises erfahren haben, initiierten die Kampagne »Architects Declare« und berufen sich ihrerseits u. a. auf den New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio, der im April »Hochhäusern aus Stahl und Glas« den Kampf angesagt hat – allerdings hat er den Zeitrahmen mit 30 Jahren doch recht großzügig angelegt. Ebenfalls stellt sich die Frage, was der »Klimanotstand«, den Konstanz als erste deutsche Stadt ausgerufen hat, verändern wird. Es ist ein symbolischer Akt– der aber immerhin u. a. die Betrachtung klimatischer Aspekte bei Bauanträgen und die Beschleunigung der energetischen Sanierung zur Folge haben soll. Dranbleiben – wir tun’s auch!
~dr
… z.B, indem wir in Heften und auf Kongressen den Themenkomplex der Suffizienz beleuchten und erläutern;
siehe die db-Themenseite
… und in der Ausgabe db 6/2019 »Anders bauen!«.
Maßvoll und angemessen leben und bauen, nicht totaler Verzicht, aber auch kein verschwenderischer Luxus, Qualität statt zweifelhafter Quantität.
»Suffizienz« heißt das Zauberwort dafür – in Fachartikeln und Projektbeispielen fragen wir nach dem Stand der Forschung in Bezug auf neue Materialien, betrachten neue Wohnkonzepte und Herangehensweisen bei den Planungsabläufen und stellen intelligente, weil Ressourcen schonende Projekte vor.