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Klare Linie

Kapelle Maria und Marta in Pirmasens
Klare Linie

In einem Umfeld, das sich aus einer ganzen Reihe von mehr oder minder geglückten Anbauten und Erweiterungen einer altehrwürdigen Anlage zusammensetzt, hat es ein Neubau, noch dazu ein kleiner, schwer sich zu behaupten. Durch klare und einfache Geometrien vermag die Kapelle in Pirmasens ihre Eigenständigkeit zu bewahren und den Nutzern ein selbst gestaltetes Zusammensein zu ermöglichen. Trotz aller Schlichtheit ist ein atmosphärischer Ort entstanden, der innen wie außen der Wertigkeit seiner Bestimmung gerecht wird. In surroundings comprising whole series of more or less successful additions and extensions within the venerable grounds, a new building – especially a small one – has difficulties in making its mark. With clear and simple geometry the chapel in Pirmasens is able to establish its individuality and allows its users their own form of being together. Despite its simplicity a place of atmosphere has been created which internally and externally is equal to its aspirations.

Text: Wilfried Dechau

Fotos: Wilfried Dechau
Für Laien ist der Tag der Architektur ein Event, das (nur) an einem bestimmten Tag im Jahr stattfindet – wenn sie denn überhaupt Notiz davon nehmen. Für denjenigen, der nach Möglichkeit jede ohnehin erforderliche Reise zu einer Architek-Tour anreichert, sind die vorgestellten Bauten ein Fundus von unschätzbarem Wert. Leicht lässt sich mit Hilfe von Broschüren oder den im Internet publizierten Listen jede Wegstrecke zur Architektur-Perlenkette veredeln.
Als ich bei einer solchen Gelegenheit den rheinland-pfälzischen Jahrgang 2004 durchklickte (http://www.akrp.de/tda2004/liste.phtml), stieß ich unweigerlich auf die Kapelle in Pirmasens: Die klare, einfache Linienführung des Baukörpers hatte es mir angetan. Ein großer, weiß verputzter Kubus wird übereck und leicht verschwenkt mit einer lang gestreckten, zu einer Seite verglasten Laterne verschnitten. Der Standpunkt für das im Internet publizierte Foto war so gewählt, dass man das im Text beklagte »heterogene Umfeld« gerade eben erahnen, aber nicht wahrnehmen konnte. Die Neugierde war geweckt, der Umweg wurde eingeplant. Ich kann bestätigen: Der Blick war nicht geschönt, doch was er verdeckte, ist tatsächlich schlimmer als das Architekten-Unwort »heterogenes Umfeld« befürchten ließ. Der Bau aus den Siebzigern mit achteckelndem Treppenhaus und einer in den Neunzigern verschlimmbesserten, modischen Eingangssituation schreit nach reichlichem und dichtem Efeubewuchs. Dort den Versuch zu unternehmen, die Kakophonie vergangener Jahrzehnte durch einen weiteren Anbau ein wenig beruhigen zu wollen, kommt einer Sisyphusarbeit gleich. Um diese fast unmögliche Aufgabe wirklich hundertprozentig zu bewältigen, hätte der Baukörper der Kapelle vom Bestand vollständig abgelöst werden müssen. Aber genau das hätte der Aufgabenstellung widersprochen – denn die Kapelle musste so an das Diakoniezentrum angebunden werden, dass sie nicht nur von außen, sondern vor allem von innen her erschlossen werden kann.
Freigestellte Wand und Glockenkorb tun sich schwer, die Nahtstelle zwischen Alt und Neu zu markieren, der lieblose Koloss der Siebziger wirkt gar zu erdrückend. Ihre Stärken kann die Kapelle im Innenraum ausspielen: in der klaren Linienführung und einer Lichtregie, die zum Innehalten, zur Besinnung animiert. wd
Bauherr: Diakoniezentrum, Pirmasens Architekten: Kuno Mauritius Schneider, Trier, mit Marx & Stegner Architekten, Pirmasens Bauleitung: Joachim Pfeifer, Pirmasens Tragwerksplaner: Bernd Fischer, Rülzheim Nutzfläche: 218 m² Bruttorauminhalt: 1582 m³ Kosten: 377000 Euro Bauzeit: April bis November 2003
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