Vollbremsung

Ein Baukunstarchiv für Nordrhein-Westfalen – das ist seit rund fünf Jahren ein Anliegen der Architekten- und der Ingenieurkammer-Bau NRW sowie der Stiftung Deutscher Architekten. Ende 2011 gesellten sich auch die Stadt und die TU Dortmund dazu – Anlass war das Angebot der Erben von Josef Paul Kleihues, ihnen seinen Nachlass zu übergeben, wodurch sich das Archiv der TU Dortmund seiner Kapazitätsgrenze näherte. Für das Ziel, ein Zentrum für die Forschung, aber auch Ausstellungen und Veranstaltungen zu schaffen, fand sich mit dem Förderverein für das Baukunstarchiv NRW ein weiterer Mitstreiter. Unterstützungszusagen von Stadt, Land und Sponsoren wurden eingeholt, als Domizil bot sich das ehemalige Museum am Ostwall an. Land und Stadt wollten sich die Umbaukosten von 3,5 Mio. Euro teilen, Stiftungen, Kultureinrichtungen, Förderverein sowie (in kleinerem Umfang) Kammern und Stiftung Deutscher Architekten sicherten die Betriebskosten auf fünf Jahre.

Und nun die Vollbremsung: Kurz vor der Ratssitzung im Mai, in der die Stadt Dortmund entschied, ob das Museum für das Baukunstarchiv genutzt werden oder ein Investor den Zuschlag erhalten sollte, stellten Architekten- und Ingenieurkammer die Sicherung der Betriebskosten urplötzlich infrage und legten ein Gutachten zur Höhe der Umbaukosten vor: diese seien zu niedrig kalkuliert. Bei genauem Hinsehen, so Holger Pump-Uhlmann, Vorstandsmitglied des Fördervereins, entsprächen die angegebenen Mehrkosten fast gänzlich erhöhten Honoraren. Was dahintersteckt, kann man nur ahnen – in der bewussten Sitzung jedenfalls wurde beschlossen, das Museum am Ostwall nicht für das Archiv zu nutzen. Grundsätzlich signalisierte die Stadt jedoch, dass sie das Projekt für unterstützenswert hält. Das wertet Pump-Uhlmann als Hoffnungsschimmer: Man werde jetzt mit den »wirklich Interessierten« aus Stadt, TU und Wirtschaft die Gespräche weiterführen. ~dr