1927 im indischen Pune geboren, 1947 Ausbildung in Mumbai, Übersiedlung nach London und Paris, Mitarbeit bei Le Corbusier und ausführender Architekt von dessen Projekten in Chandigarh und Ahmedabad ab 1954 – das sind die ersten Stationen des diesjährigen Pritzker-Preisträgers, Balkrishna Doshi. Von Le Corbusier nahm er die moderne Formensprache auf, die er seitdem aus seiner spezifisch indischen Perspektive interpretiert – was der Jury besonders wichtig war: Er habe seine künstlerische Vision aus dem »Leben, östlicher Kultur und den Kräften der Natur« entwickelt und vermittle in seiner Architektur »tiefen Respekt vor der indischen Geschichte«.
Die entstehenden Projekte aus seinem 1956 gegründeten Büro zeigten Verantwortung für die Gesellschaft sowie soziale, klimatische und ökonomische Nachhaltigkeit. Dafür steht etwa das Projekt Aranya Low Cost Housing von 1989, das ca. 6 500 Wohneinheiten in unterschiedlicher Größe für rund 80 000 Menschen umfasst (Abb.). Sich überlagernde Ebenen zwischen Häusern, Höfen und Gassen ermöglichten »durchlässiges und variables Wohnen«, wie es in der indischen Gesellschaft üblich sei.
Balkrishna Doshi gründete 1978 die Vastushilpa Foundation, um u. a. Entwurfs- und Planungsstandards speziell für Indien zu entwickeln. Auch die School of Architecture and Planning in Ahmedabad, der er als emeritierter Dekan noch immer angehört, geht auf seine Initiative zurück. Zuletzt war 2017 in Delhi und Shanghai seine Werkschau »Celebrating Habitat« zu sehen.
Balkrishna Doshi ist der erste indische Träger des Pritzker-Preises. Unbehagen, dass wieder ein männlicher Architekt – wenn auch bereits 90 Jahre alt – geehrt wurde? Laut Statuten können auch ganz normale Architektinnen und Architekten jemanden aus ihren Reihen vorschlagen. Voraussetzung: ein wertvoller »Dienst an der Menschheit«. ~dr