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Das unscharfe Haus von Chiang Mai

Diskurs
Das unscharfe Haus von Chiang Mai

Das Architekturbüro » Situation-based Operation«, besser bekannt unter dem Namen SO architects, hat seinen Sitz in Bangkok. Sein Markenzeichen sind Projekte unterschiedlicher Größe in einem rauen, fast schon infrastrukturell zu nennenden architektonischen Stil. Das Projekt »Fuzzy House« ist folglich mehr als ein Haus: ein Stück Umgebung. Die Materialien stellen ihre Unperfektheiten geradezu aus, und die großzügigen Räume bieten den passenden Hintergrund für den Lebensstil des Bauherrn, ein Zahnarzt, der gern Katzen und Freunde zum Dinner um sich hat. Das Haus steht in einem vielschichtigen Kontext. U. a. wird das Grundstück von zwei abweisenden Mauern aus nackten Betonsteinen begrenzt. SO architects wählten für das neue Haus dasselbe Material, um Kontinuität mit den benachbarten Bauten herzustellen und sie damit en passant aufzuwerten.

Vor dem Bau war das 600 m² große Grundstück von den Bewohnern des Viertels als Abkürzung zwischen zwei Straßen genutzt worden. Statt diesen Trampelpfad hinter einem Tor abzuriegeln, schufen die Architekten für ihn einen Durchgang mitten durch das Haus. Der Bauherr beließ seinen »Vorgarten« großzügigerweise als halbprivaten Raum mit uneindeutiger Nutzung, daher der Name »Unscharfes Haus«. Auch Pflanzen können sich ansiedeln, wie sie wollen.

Ein zweiter Eingang führt in einen privaten und intimeren Innenhof vor dem großen Wohnbereich mit seinem langen Esstisch in der Mitte. Dieser zweigeschossige Haupt-Raum wird von einer abgetreppten Decke dominiert. Durch liegende Schlitze an deren vertikalen Flächen fällt das Licht elegant ins Innere, und man wird vom Grün des Innenhofs umfangen – es entsteht eine Stimmung ähnlich der in einem Tempel.

In subtilem Schwung führt eine Treppe zum verglasten Schlafzimmer. Die erhöhte Position verleiht dem Raum einen gewisse Intimität – man kann ins Esszimmer und in den Innenhof hinunterblicken, wird aber selbst nicht gesehen. Eine »hängende Mauer« 1 m vor der Verglasung schützt vor neugierigen Blicken und leitet den Blick nach oben zum Himmel und den Blättern eines Baums. Abends, wenn die Sonne über dem Horizont steht, gelangen tatsächlich Strahlen durch die Schlitze im Dach und zeichnen ein Muster aus Licht auf die Betonwand. Von diesem Raum aus hat man Zugang zu kleinen Terrassen. Hier kann man am Ende des Tages entspannen und beobachten, wie Menschen auf ihren gewohnten Wegen das Haus durchqueren, unberührt von seiner neuen Präsenz, ganz, als ob die eben erzählte Geschichte nie geschehen wäre.

~Filippo Poli

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