Architektur zwischen Sakralität und sozialer Wirklichkeit. Angelika Nollert, Matthias Volkenandt, Rut-Maria Gollan und Eckhard Frick (Hrsg.). 258 S., 104 Farb- und 42 s/w-Abb., Hardcover, 39,90 Euro. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2011
~Simone Hübener
Kirchen werden in unseren Tagen auch für nichtgläubige Menschen immer häufiger zu willkommenen Rückzugsorten, zu Inseln der Ruhe inmitten des Alltags. Diesem Phänomen steht gegenüber, dass die Zahl derer, die die Gottesdienste besuchen, bereits seit Jahren zurückgeht. So nimmt es nicht wunder, dass immer wieder Kirchen aufgegeben und neue Nutzungskonzepte erdacht werden müssen. Doch wie lassen sich diese mit dem sakralen Ort vereinbaren? Auf der anderen Seite entstehen – beispielsweise in Neubaugebieten – immer wieder auch neue Gotteshäuser. Wie können diese heute aussehen, um als Kirche angemessen und zugleich zeitgemäß zu sein? Mit diesen breitgefächerten Themen setzen sich die Autoren dieses Buchs auseinander. Gegliedert ist es in vier Kapitel mit meist kurzen, gut verständlichen Beiträgen, die Überschriften wie »Säkularisierung als Mythos«, »Liturgie und Kirchenbau« und »Was ist zwischen Stadt und Kirche?« tragen. Fast jedem Text ist das Statement eines Menschen des öffentlichen oder christlichen Lebens zu Glaube und Kirchenbau vorangestellt. Zu Wort kommen u. a. Anselm Grün, Andreas Denk und Annette Schavan. Zwischen Kapitel 2 und 3 haben die Herausgeber ein »Sonderkapitel« eingefügt, in dem 22 Projekte aus Deutschland und eins aus Wien vorgestellt werden. Ein kurzer Text – dessen Inhalt sich passend zum Titel auf die Kirche als sakralen Ort beschränkt –, großformatige Bilder und fast immer auch ein Grundriss ermöglichen es dem Leser, das Gebäude zu verstehen. Die Auswahl mit 17 Neubauten und sechs Umnutzungen ist gelungen. Allerdings hätten die Pläne überarbeitet und nicht 1:1 übernommen werden sollen. Für die Texte wäre generell ein externer Autor besser gewesen als die Architekten selbst, von denen zahlreiche Erläuterungen stammen. Diese beiden Kleinigkeiten tun der ansonsten sehr guten Qualität dieser Publikation jedoch keinen Abbruch und so ist sie allen, die sich mit Kirchenbauten in der Gegenwart beschäftigen möchten, nur zu empfehlen.
Teilen: