In den Ausläufern von Amsterdam, im Stadtteil IJburg-Steigereiland gelegen, sind die Sluishuis Residences, ein Wohnhaus mit 442 Apartments, öffentlichem Dachgarten und Anlegeplätzen für 30 Hausboote entstanden. Ausgehend von einem klassischen Hofhaus haben die Architekten dennoch die Besonderheiten des Wohnens am IJ-Meer aufgegriffen und ein Gebäude entwickelt, das zwischen großstädtischem Flair und Leben auf dem Hausboot vermittelt.
Obwohl auf einer künstlichen Insel errichtet, verfügt der quadratische Baukörper über eine zweigeschossige Tiefgarage – unter Wasser. Die Richtung Süden, zur Stadt hin orientierte Ecke des Blocks wurde weggeschnitten, das Volumen fällt kaskadenartig ab. Zum einen gelangt so viel Sonnenlicht in den Innenhof, zum anderen wirkt es ein bisschen so, als kniee das Haus an dieser Stelle nieder und lade die Menschen ein, über lange Treppen die Dachterrasse mit ihrem grandiosen Blick über die Bucht zu erklimmen. Diagonal gegenüber wiederum hebt sich die untere Gebäudeecke aus dem Wasser und öffnet den Block zur Seeseite, wodurch Ausblicke für die zum Blockinnern orientierten Wohnungen ermöglicht werden.
Diese besondere Form und die Fassadenbekleidung aus mattem Aluminium führen dazu, dass der Bau aus jedem Blickwinkel anders erscheint. Mal wirkt er wie ein riesiger Schiffsbug, mal ist er eine begrünte Treppe und dann wiederum wie ein großer, städtischer Wohnblock. Im EG finden Wassersportangebote und Gastronomie ein großes Raumangebot. Die Apartments verteilen sich über die zehn darüberliegenden Geschosse, wobei die Planer unterschiedliche Qualitäten für alle Altersklassen und Einkommensschichten schufen, für Mieter und Eigentümer. In den oberen beiden Geschossen finden sich Penthouse-Wohnungen mit Bezug sowohl zum Innenhof als auch auf das Wasser. An den abgetreppten Seiten zur Stadt haben die Apartments viel Holz und Begrünung. Und bei den schräg ansteigenden Fassaden zum See hin verfügen die Wohnungen über Fenster, die den Blick direkt auf vorbeifahrende Boote ermöglichen.
Mit einer Energieeffizienzkennzahl (EPC) von 0,00 verbraucht Sluishuis nicht mehr, als es erwirtschaften kann. Der Heizbedarf konnte mittels hochgedämmter Bauteile und Dreifachverglasung sowie Wärmerückgewinnung aus Lüftungsanlagen und Duschen reduziert werden. Energie für Heizung, Wärmepumpen, Belüftung und Beleuchtung wird durch rund 2 200 m² Solarkollektoren gedeckt, die auf einer kleinen Insel vor dem Wohnhaus schwimmen. Ein Anschluss an das Fernwärmesystem fängt in Spitzenzeiten zusätzlichen Bedarf auf. Die Aufgänge zum Dach sind begrünt, die Pflanztröge dort speichern Regenwasser.
~Petra Ralle
Standort: Haringbuisdijk, NL-1086 VA Amsterdam
Architekten: BIG Bjarke Ingels Group, Kopenhagen (DK); BARCODE Architects, Rotterdam (NL)
Bauzeit: April 2018 bis Juni 2022
Erneuerung eines Hinterhauses in Hirschau (A)
