In und an der schönsten Parkanlage der Stadt finden sich abwechslungsreich gestaltete Grünräume, aber auch einige Sportflächen, Tiergehege und gar nicht wenige Baulichkeiten. Entlang gewundener Wege, stark eingewachsen zwischen hohen Büschen und altem Baumbestand verstreut, treten die Baumassen nicht so sehr ins Bewusstsein; viel mehr zählen die botanischen, zoologischen und kulturellen Angebote im Innern.
Auch das an zentraler Stelle neu hinzugekommene Erlebniszentrum will weniger als architektonisches Glanzstück wahrgenommen werden denn vielmehr als ein selbstverständlicher Bestandteil der Parklandschaft. Ein geschosshoher Sockel aus Stampfbeton folgt in sanften Kurven dem Teichufer. Die einzelnen Lagen in erdigen Tönen lassen an Sedimentschichten denken, mildern die Massivität der hohen Wand und betonen die Horizontale. Darüber entstand eine durchgehende Fläche für die Trias aus Großvoliere und Funktionshäusern zu beiden Seiten, einmal mit Stallungen und WCs und einmal mit Gastronomie und Aquarium im UG. Die Wegeführung über Freitreppen hinauf zur Terrasse wirkt ebenso organisch wie die Grundrissfigur und die eleganten Schwünge der Dachscheibe. Der Dachrand folgt unabhängig von den Fassaden seiner eigenen Logik, die auf dem Bedarf an regen- und sonnengeschützten Außenflächen basiert. Das strahlend weiße, auf dünnen Stahlstützen gelagerte und mitunter bis 6 m weit über die Fassade auskragende Betondach fasst alle drei Funktionsbereiche zusammen. Es ist das am stärksten raumbildende Element der Anlage, während die geschosshohen Glasfassaden, die Volierennetze und auch die dunkelgrün glasierten Keramikelemente an den Nebenraumzonen die Umgebung wahlweise reflektieren, durchscheinen lassen oder sich ihr farblich so anverwandeln, als bestünde das Bauwerk allein aus dem Dach.
Für die Gebäudestatik lieferten wh-p Ingenieure die nötige Expertise, unterstützt von den Spezialisten für Seilnetzkonstruktionen Marlene Thimet und Rudi Oswald. Über die zeltartige Form ergibt sich ein Bezug zur Überdachung der benachbarten Seebühne, die Frei Otto für die BUGA 75 entwarf.
Ebenfalls zum Auftrag gehörte die Errichtung der leicht abgerückt gelegenen Pinguinlandschaft in derselben Formensprache und die energetische Sanierung samt substanzschonender Umgestaltung der direkt angrenzenden Pflanzenschauhäuser der 50er bis 70er Jahre – allesamt exzellent gelöst und umgesetzt.
~Achim Geissinger
Standort: Theodor-Heuss-Anlage 3, 68165 Mannheim
Architektur: bez+kock architekten, Stuttgart, mit
Koeber Landschaftsarchitektur, Stuttgart
Fertigstellung: April 2023