Die Deutsche Akademie Rom Villa Massimo vergibt jährlich Stipendien an jene Künstler:innen, die über außergewöhnliche Qualifikationen und großes Talent verfügen und erste öffentliche Erfolge aufweisen. Der Architekten Fabian A. Wagner gehörte 2022/23 zu den neun Auserwählten und verbrachte ein Studienjahr in Italien.
Dort entstand eine flexible und wiederaufbaubare Holzstruktur als Design-Build-Projekt. Der Schwarze Pavillon – er erinnert eher an ein Zelt – ist als einfache Holzkonstruktion geplant, die umso vielfältiger genutzt werden kann. Jeweils sechs Sparren aus Konstruktionsvollholz, beplankt mit Seekiefer-Sperrholzplatten bilden eine Dachfläche, zwei davon gegeneinandergestellt ergeben einen Raum. Die Abmessungen der Werkstoffe – alle in Industriequalität – ergaben sich aus dem Wunsch nach möglichst wenig Verschnitt und aus ihrer Transportfähigkeit auf einen PKW-Anhänger. Jede der Seiten wird liegend montiert und bei einem Gewicht von etwa 250 kg kann der Auf- und Abbau von je fünf Personen gestemmt werden. Alle Bauteile erhielten eine schwarze Lasur, die den UV-Schutz verbessert und gleichzeitig für eine homogene Oberfläche sorgt, ohne die Holzmaserung zu überdecken. Der dunkle Farbton schafft einen Raum, der aufgrund der fehlenden Farbreflexionen im Innern ausgestellte Exponate umso intensiver wirken lässt.
Teile der Dachflächen lassen sich nach außen aufklappen und bilden damit eine tischartige Fläche, die als Bar oder zum Kochen und Essen genutzt werden kann. Ein eingebauter Zwischenboden macht aus dem Pavillon ein bewohnbares Möbel, einen Ausstellungsraum oder eine Bühne. Für größere Veranstaltungen lassen sich die beiden Dachtafeln auch mit Abstand zueinander aufstellen und bieten damit einen definierten Raum. Präzise in die Holzplatten geschnittene Kreise dienen der Belichtung, ermöglichen aber auch Ein- und Ausblicke, die wie gerahmt wirken. Im Park der Villa Massimo begrenzen die Öffnungen den Blick auf den Außenraum und fordert eine bewusste Wahrnehmung. Dabei wird durch eine individuelle Anpassung von der Größe und Art des Ausblicks durch die beweglichen Dachflächen auch ein Perspektivwechsel möglich.
Während der Pavillon zu Beginn im Rahmen der »Studi Aperti« selbst Exponat war und gleichzeitig als Ausstellungsort fungierte, wird er über den Sommer an unterschiedlichen Standorten zu finden sein: Im Park der Villa Massimo als Begegnungsstätte, für Performances und Lesungen oder am Gasometer in Rom als Teil des Musikfestivals »Videocitta«.
Standort: Largo di Villa Massimo 1-2, 00161 Rom (I)
Architekt: BUERO WAGNER, Fabian A. Wagner
Fertigstellung: 2023