Pünktlich zur Bundestagswahl 2021 hat der Bundestag ein neues Interimsgebäude mit Büro- und Konferenzräumen für die Volksvertreter beziehen können. Eine österreichische Firma für Bausysteme und ein Immobilienentwickler aus Hamburg errichteten nach einem vorangegangenen Vergabeverfahren an der Luisenstraße ein Bürogebäude in Modulbauweise. Um das Bauvorhaben fristgerecht umsetzen zu können, lag eine Vorfertigung nahe, und so wurde der Neubau mit 400 Büros auf sieben Etagen nach Plänen von Sauerbruch Hutton aus Berlin aus Holzmodulen errichtet.
Der H-förmige Grundriss orientiert sich an der Kammstruktur des benachbarten Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses. Dadurch ergeben sich zwei Höfe: ein Cour d’honneur, über den die halböffentlichen Bereiche und Treppen erschlossen werden. Der andere Hof – durch eine Glaswand gegen den Lärm von der Stadtbahn geschützt – ist begrünt. Das Vollholz der Raummodule bleibt in den Büros sichtbar, was ihnen eine fast wohnliche, »warme« Atmosphäre verleiht. Die Fassaden hingegen wurden in Hutton’scher Manier mit farbigem Glas bekleidet. Je zwei Büroeinheiten sind zu einem Doppelbüro zusammenschaltbar. Bodenplatte, Technikräume und das Atrium wurden in Stahlbeton errichtet. Während die Module bereits im Werk je ein Fenster mit Festverglasung und Öffnungsflügel, Wärmedämmung, Sonnenschutz und eine Unterkonstruktion für die Fassade erhielten, wurden die Metallbekleidungen und Fassadenelemente erst nach der Montage der Module in Halterungen eingehängt. Die Module wurden in einem Werk in Berlin-Köpenick produziert, was zu sehr kurzen Transportwegen führte.
Wie auch sonst vielerorts erweist sich Holz am Luisenblock West als attraktives Baumaterial, das nicht nur optisch überzeugt, sondern dazu noch angenehm duftet und sich ebenso gut anfühlt. Die kurzen Bauzeiten und die Kostenersparnis durch den hohen Vorfertigungsgrad und die ökologischen Vorteile des nachwachsenden Rohstoffs tun ihr Übriges dazu.
Wie nachhaltig allerdings der zum größten Parlament der Welt heillos aufgeblähte Bundestag ist, der den Neubau des Luisenblocks West erforderlich machte, sollte politisch deutlich ernsthafter diskutiert werden, als dies bislang der Fall war. So ist die Architektur des neuen Interimsgebäudes im Regierungsviertel zwar gelungen, die Notwendigkeit des Neubaus jedoch Ausdruck der Unfähigkeit zur Selbstbeschränkung.
Standort: Adele-Schreiber-Krieger-Straße, 10117 Berlin
Architekten: Sauerbruch Hutton, Berlin
Bauzeit: Oktober 2020 bis Dezember 2021
Zur Projekt-Website von Sauerbruch Hutton: https://www.sauerbruchhutton.de/de/project/lui