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Mittelalter und Sozialismus

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Mittelalter und Sozialismus

~Kai-Uwe Scholz

Tallinn: Im Spätmittelalter wird die Hauptstadt Estlands nicht viel anders ausgesehen haben als heute – jedenfalls im Zentrum. Doch ist auch das architektonische Erbe aus späteren Jahrhunderten und außerhalb des mittelalterlichen Mauerrings ungewöhnlich reich. Hier mischen sich deutsche, russische und finnische Einflüsse. Bis 1918 war Estland Teil des Zarenreichs, das hier eine orthodoxe Kathedrale ebenso wie einen riesigen Hangar für Wasserflugzeuge hinterließ. Solche Implantierungen eigentlich fremder Architekturelemente in das Stadtbild wurden Legion, als Estland nach einer kurzen Phase nationaler Selbstständigkeit bis zur Wende 1990 als Estnische Sowjetrepublik existierte (s. db 2/2010, S. 10). Als jedoch Tallinn die Segelwettbewerbe der Olympischen Spiele 1980 ausrichtete, hatte sich bereits eine estnische Architektur-Avantgarde formiert, die – an Skandinavien orientiert – erfolgreich Anschluss an die Moderne fand. Der Flughafen [10] etwa, das Hotel »Olümpia« (heute Radisson) und nicht zuletzt das Olympische Segelzentrum heben sich durch ihre eleganten Qualitäten deutlich heraus.
Mit dem Erbe aus dieser Zeit beschäftigte sich die diesjährige Tallinner Architektur Biennale unter dem koketten Motto »Recycling Socialism«. In einem internationalen Symposium und einer Ausstellung (die im früher stets hermetisch abgeriegelten Gebäude der Estnischen Kommunistischen Partei und jetzigen Außenministerium stattfand) wurden Architekturvisionen für den Umgang mit solchen Bauten gezeigt und diskutiert. Denn während Flughafen, Hotel oder auch das alte Gebäude des Zentralkomitees erfolgreich an neue Aufgaben und Formensprachen angepasst wurden, steht dies für viele andere Bauten erst an. Dies ist am Hafenrand Tallinns besonders augenfällig. Von einer HafenCity ist man hier noch weit entfernt. Doch mit dem Umbau des riesigen Wasserflughangars aus dem Ersten Weltkrieg zum Meeresmuseum [11], der Nutzung eines alten Umspannwerks als Designzentrum und dem aktuell laufenden Umbau eines alten Kraftwerks zum Kulturzentrum ist ein Anfang gemacht. Hier könnte eine attraktive Erlebniszone entstehen – wenn noch ein weiterer Bau aus sozialistischer Zeit recycelt wird: der ebenso überdimensionierte wie eigenwillige, denkmalgeschützte und zurzeit leerstehende Bau der Stadthalle [12] von Raine Karp.
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