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jan kaplicky (1937–2009)

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jan kaplicky (1937–2009)

~Aaron Betsky

Der Hohepriester des Hochtechnologie-Bauens ist tot. Jan Kaplicky, lange Zeit zugleich Zweitbesetzung und Inspiration für die Lords des Hightech (er arbeitete sowohl für Rogers als auch für Foster), starb am 14. Januar ganz plötzlich in seiner Heimatstadt Prag. Mit ihm verschwindet auch die Hoffnung, sein vermutlich größtes Meisterwerk, die neue Nationalbibliothek der Tschechischen Republik, vollendet zu sehen. Mehr als das, wir haben einen großen Pionier fortschrittlicher Ingenieurskunst und fließender Formen an großen öffentlichen Gebäuden verloren. Kaplickys Büro, Future Systems (das erst vor Kurzem aufgelöst wurde), verbrachte Jahre damit, die unglaublichsten Riesennetze, verdrehte Zelte und sich beulende Blobs zu erträumen, bevor sie schließlich in Bauten wie dem Media Centre im Londoner Cricket-Stadion Lord´s Cricket Ground (1999) und der Selfridge´s-Filiale im Herzen Birminghams (2003) Wirklichkeit wurden. Während die Herren Rogers, Foster und Grimshaw zunehmend nette und immer größere Gebäude entwarfen, blieb Kaplicky dabei, die Umhüllung – im wahrsten Sinne des Wortes – in immer noch unerhörtere Formen zu boxen.
Kaplicky wurde in Prag geboren und ausgebildet, nach seinem Examen hatte er dort von 1962 bis 1968 sein Büro. Nach der Niederschlagung des »Prager Frühlings« floh er nach London, wo er schnell Kontakte mit einer idealistischen Designer-Gruppe (zu der auch die ebenfalls aus der Tschechoslowakei stammende Eva Jiricna gehörte) knüpfte, die Architektur aus den Träumen von Archigram und den Erfindungen der NASA entwickeln wollte. Zusammen mit Rogers und Piano gehörte er zu dem Team, das 1971 den Wettbewerb für das Centre Pompidou gewann. Er brachte Norman Fosters Büro voran und gründete dann, 1979, mit David Nixon das ambitioniert benannte Büro Future Systems. Jahrelang entwickelten sie hauptsächlich theoretische Arbeiten, doch 1994 hatten sie mit dem Auftrag für das Media Centre ihren Durchbruch und gewannen fünf Jahre später dafür den Stirling Prize.
Zum Zeitpunkt seines plötzlichen Todes befand sich Kaplicky gerade mitten im Umzug zurück nach Prag, zusammen mit seiner dritten Frau, der Filmproduzentin Eliška Kaplický Fuchsová. Sein Entwurf für die Nationalbibliothek, eine Blase mit Kuhschnauze, die aus einem Landschaftspark emporwächst, hatte heftige Kontroversen hervorgerufen und wird vielleicht nicht gebaut. Unabhängig vom Ergebnis werden Kaplickys Träume – mögen sie realisert sein oder nicht – weiterhin all jene inspirieren, die die Begrenzungen durch rechten Winkel und Alltäglichkeit hinter sich lassen möchten.
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