Es mag manchen überraschen: Das Kanzleramt ist während der Amtszeit Angela Merkels von 410 auf 750 Mitarbeiter angewachsen, gut 300 mehr, als im Bau von 2001 Platz finden. Die naheliegende Idee, 400 neue Arbeitsplätze in einem Erweiterungsbau im »Kanzlergarten« jenseits der Spree unterzubringen, erwies sich bei der Präsentation des Entwurfs im Januar als schlüssig. Aus urheberrechtlichen Gründen als Architekten gesetzt: Axel Schultes und Charlotte Frank, die sowohl 1992 den Städtebau mit der genialen Idee »Band des Bundes« als auch 1995 das Kanzleramt geplant hatten.
Die äußere Erscheinung wird dem Kanzleramt angepasst: Natursteinfassaden (diesmal Kalkstein statt des schmutzempfindlichen Sandsteins des Bestandsbaus), Wintergärten mit Lamellenfassaden im Kanzleramtstürkisgrün, sechs Geschosse pragmatischer Bandfassaden an der Innenseite. Eine zusätzliche Kantine zum Spreeufer hin, einige Veranstaltungsräume, Pforte, Gärtnerei, Kita und eine Kanzlerwohnung ergänzen das Raumprogramm. Die Verbindung zum Bestandsbau verläuft über die bestehende und eine zweite zweigeschossige Brücke über die Spree, deren Uferwege weiterhin öffentlich zugänglich bleiben. Der Hubschrauberlandeplatz aus dem Garten wandert auf eine Plattform aufs Dach, das einzige architektonische Ausrufezeichen des Neubaus.
Ein Logistikgebäude wird nebenan außerhalb des Sicherheitsbereichs errichtet. Merkwürdig, denn die dort »vorkontrollierten« Lieferungen müssen über die Straße durch die Pforte und dort neuerlich »endkontrolliert« werden. 460 Mio. Euro sind veranschlagt, »nach heutigen Preisen«, wie betont wird. Mit dem Einzug rechnet man 2028.