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Neues Buch - Segregation in Ostdeutschland

Gespalten wie nie zuvor
Segregation in Ostdeutschland

Segregation in Ostdeutschland
Das Buch »Segregation in Ostdeutschland« geht der Frage nach, wieso ostdeutsche Städte mehr denn je von einer starken sozial-räumlichen Spaltung geprägt sind. Foto: transcript

Mehr als 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sind ostdeutsche Städte stärker denn je von einer sozial-räumlichen Spaltung geprägt. Der Stadtforscher Matthias Bernt und die Planerin Anne Volkmann gehen in ihrem neu erschienenen Buch »Segregation in Ostdeutschland« der Frage nach, wie es dazu kommen konnte.

Am Beispiel der Stadt Halle (Saale) analysieren sie die für die Stadtentwicklung bedeutsamen Weichenstellungen der letzten Jahrzehnte. Drei Prozesse haben die Spaltung demnach befördert:

  • die Gentrifizierung von Gründerzeitvierteln,
  • der Wandel der Großwohnsiedlungen sowie
  • die Suburbanisierung und Abwanderung in das Umland.

Außergewöhnlich rasante Entwicklung

Nie waren ostdeutsche Städte nach dem Zweiten Weltkrieg sozial so stark gespalten wie in der Gegenwart. In der DDR war Wohnen noch durch eine enge räumliche Nähe unterschiedlichster sozialer Schichten gekennzeichnet. Heute leben dagegen vor allem Besserverdienende zunehmend in gut sanierten innerstädtischen Altbauwohnungen oder in Reihen- und Einfamilienhäusern außerhalb der Kernstädte. Die einkommensschwachen Haushalte werden zunehmend in abgelegene Großwohnsiedlungen und in einfachere Gründerzeitquartiere abgedrängt.

Das Ausmaß dieser sozialräumlichen Trennung ist in den letzten beiden Jahrzehnten außergewöhnlich rasant und stärker als in vergleichbaren westdeutschen Städten gestiegen. Man weiß inzwischen, dass sowohl die ostdeutschen Innenstädte als auch ihre weiter außerhalb liegenden Wohngebiete stark »entmischt« sind, wie es in der Planersprache heißt.

Das bis zur politischen Wende 1989 im Vergleich zu Westdeutschland wenig entwickelte Umland der Städte hat unterdessen einen heftigen Besiedlungsdruck erfahren. Und die ostdeutschen Innenstädte weisen nach einem langsamen Start in fast allen Großstädten markante Aufwertungen auf. Am Rand der Städte kommt es in »Plattenbau«-Vierteln gleichzeitig zu wachsenden Ansiedlungen einkommensschwächerer Haushalte.

Fatale politische Weichenstellungen

Mattias Bernt und Anne Volkmann, die gemeinsam am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner forschten, führen diese Entwicklung auf eine Reihe von fatalen Weichenstellungen in der Stadtentwicklungspolitik zurück. Auf der Grundlage einer Untersuchung unterschiedlicher Wohngebiete beleuchten sie das problematische Zusammenwirken von Neubauförderung auf der »grünen Wiese« mit der Restitution von Altbauten in der Innenstadt, der Privatisierung kommunaler Wohnungen in den Großwohnsiedlungen und den sozialpolitischen Hartz-Reformen. Das Zusammenwirken dieser Politiken beschreiben sie als »Segregationsmaschine«, die fortlaufend Haushalte entsprechend ihres Einkommens sortiert und in unterschiedliche räumliche Lagen weiterleitet.

Was bedeuten diese Befunde für Verantwortliche in der Stadtpolitik? »Es ist immer sehr riskant, wenn Stadtentwicklung in erster Linie als Investitionsförderung verstanden wird«, sagt Matthias Bernt, der am IRS die Forschungsgruppe »Stadtentwicklungspolitiken« leitet. »Gerade die milliardenschwere Förderung von Wohnungsbauinvestitionen durch Steuererleichterungen hat in Ostdeutschland zu schweren Verwerfungen in der Stadtentwicklung geführt. An deren Folgen knabbern die Städte bis heute«, sagt Bernt. Nötig sei heute ein bewusstes Gegensteuern, etwa durch die Rekommunalisierung und die Förderung gemeinwohlorientierter Eigentümer in den Innenstädten und einen »Nachteilsausgleich« für von Armut geprägte Großwohnsiedlungen.

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