Im Foyer des neuen Geo- und Umweltforschungszentrums (GUZ) der Universität Tübingen, geplant von KAAN Architecten, hat der Künstler Martin Bruno Schmid ein leicht verstörendes Stück Kunst am Bau verwirklicht. Die fünf Betonstützen der mehrgeschossigen Halle sind von mehreren Löchern durchdrungen und auf beträchtlicher Länge aufgesägt. Im Vorbeigehen blitzt es plötzlich durch ein Bauteil, von dem man sonst Solidität und dauerhafte Festigkeit erwartet. »Wann wird das brechen?«, fragt man sich unwillkürlich. Dieses Unbehagen spiegelt auch der Titel des Eingriffs, »Bohrschnitt, prekär«. Im Zusammenhang mit den im Gebäude vertretenen Fachbereichen – Mineralogie und Geodynamik, Paläobiologie und Angewandte Geowissenschaften – stellen sich Gedanken über die vermeintliche Robustheit und die tatsächliche Fragilität unserer Erde ein, ein im Wettbewerb ausdrücklich gewünschter Bezug auf die inhaltlichen Schwerpunkte des GUZ. Die Bohrlöcher erlauben einen Blick ins Innere der Säulen, ebenso wie die entnommenen Bohrkerne.
Natürlich werden die Stützen halten: Gemeinsam mit Statikern und Bauausführenden wurden die Grenzen der Belastbarkeit genau ausgelotet: Je höher die Lasten, desto kürzer fiel der Schnitt aus – etwa im weit gespannten Eingangsbereich – und die Lage der Bohrungen durch die Bewehrung wurde exakt festgelegt. Ende 2018 wird das GUZ eröffnet. ~dr
www.beton.org; www.martinbrunoschmid.de