Diskurs
Mut zur Farbe!
~Hartmut Möller
Anlässlich der Messe »Metropolitan Solutions« in Hannover hatte der Spezialchemiekonzern Lanxess im April zum offenen Gespräch geladen. Die Gastgeber Lutz Kohnert und Thomas Pfeiffer erläuterten dabei unter dem Motto »Wie man Städte farbenfroh und sicher gestalten kann« verschiedene Anwendungsmöglichkeiten von Farbe im Bauwesen. Dass Architekten durchgefärbten Sichtbeton durchaus zu schätzen wissen, belegten im Hintergrund projizierte, renommierte Beispiele wie das ESO Hotel von Auer+Weber [3] oder die Casa das Histórias Paula Rego von Eduardo Souto de Moura (s. db 3/2014, S. 9). Anorganische Pigmente, die lediglich 5 % der Zementmenge ausmachen, gestatteten hier ein »buntes« Bauen in lokaltypischen Farben. Auch im sanierungsbedürftigen Bestand lassen sich Putze, Dachsteine oder ausgewechselte Elemente langlebig einfärben, wodurch ein späterer Neuanstrich überflüssig wird. Für das weltweit agierende Unternehmen spielt der urbane Trend eine nicht unwichtige Rolle. Workshops, Publikationen und Kontaktpflege sollen beim Planer deshalb noch bestehende Berührungsängste mit dieser Färbetechnik abbauen. Farbkarten, Musterkästen und -platten erlauben eine Annäherung an gewünschte Farbtöne. Neben ästhetischen Gesichtspunkten können die pigmentierten Baustoffe Sicherheitsaspekte, z. B. als markant gefärbter Asphalt einer Radfahrerspur [4], erfüllen. Nicht ganz ohne Eigennutz ermunterten die Referenten die planende Zunft abschließend zum Mut zur Farbe. Erklärtes Ziel sollte allerdings nicht ein farbenfrohes Allerlei sein; vielmehr liegt die entscheidende Aufgabe im gestalterischen, ortsbezogenen Gebrauch, abhängig von Projektgröße und dem Verhältnis geschlossener zu offenen Flächen.
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