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Mario Botta zum Siebzigsten

Diskurs
Mario Botta zum Siebzigsten

~Hubertus Adam

Ende Februar, fünf Tage vor dem Ende seines Pontifikats, hat Papst Benedikt XVI. Mario Botta in die Päpstliche Akademie der schönen Künste und der Literatur berufen. Nicht ohne Grund: Bottas Sakralbauten, aber auch die Cymbalista-Synagoge [6] in Tel Aviv, zählen zu den wegweisenden religiösen Architekturen der jüngeren Zeit. Und nirgends wirkt der Architekt so überzeugend wie in einem Bereich des Bauens, in dem die Frage nach dem Monumentalen durchaus angemessen bleibt. Die elementaren stereometrischen Primärformen, die Vorliebe für Naturstein – mal poliert, mal roh gebrochen und oft streifenförmig versetzt – sind zum Markenzeichen des in Lugano tätigen Tessiners geworden. Mit seiner repetitiven, wiedererkennbaren und auch vor plumpen Kopien nicht gefeiten Formensprache zählt Botta gerade im Ausland zu den erfolgreichsten Architekten der Schweiz, auch wenn er von der Fachöffentlichkeit im Land selbst nur noch wenig wahrgenommen wird.
In Mendrisio geboren, studierte Botta in Venedig und arbeitete anschließend mit Le Corbusier und Louis Kahn, deren Architekturauffassungen ihn stark beeinflussten. Seine experimentellen Bauten der 60er und 70er Jahre, unter denen das atemberaubende Einfamilienhaus in Riva San Vitale [7] heraussticht, zählen zu den Marksteinen einer architektonischen Erneuerung im südlichsten Schweizer Kanton während der 70er Jahre. Die sogenannte »Tessiner Schule» lockte Architekturtouristen ins Tessin, und Bottas Bauten der 80er stehen durchaus für postmoderne Tendenzen, die sich in der Schweiz allerdings weniger stark etablieren konnten als im Ausland. Dabei blieb und bleibt Mario Botta stets ein Könner der kleinen Form: schwächelnd mitunter dort, wo die Volumina ihre Prägnanz verlieren und in Baumassen ausufern. Das zeigt sich etwa bei dem geplanten Thermalbad in Baden bei Zürich, das sich der kleinteiligen Körnung des historischen Kurviertels nicht angemessen zeigt.
Auf überaus sympathische Weise von seiner Mission erfüllt, aber frei von der Arroganz des Stararchitekten, ist Botta neben seiner Bürotätigkeit – nicht zuletzt aufgrund seiner Popularität – das diplomatische Kunststück gelungen, seinen Heimatkanton in den 90er Jahren vom Aufbau der Accademia di architettura in Mendrisio zu überzeugen. Der italienischsprachige Landesteil hat damit eine Ausbildungsstätte erhalten, deren Renommee dem der vom Bund finanzierten ETHs in Zürich und Lausanne nicht nachsteht.
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