Das Kantonsspital Winterthur ist ein über die Jahre gewachsener Komplex. Durch immer neue An- und Zubauten verlor es an Übersichtlichkeit; ein Hochhaus von 1968 zerteilte gar den weitläufigen Park. Diese Durchlässigkeit hat das Spital nun wiederbekommen, indem ein zehngeschossiger Ersatzbau für das baufällige Hochhaus errichtet wurde, leicht versetzt, aber parallel zum lang gestreckten Altbau von 1954. Dabei wurden auch die Bezüge und Wegeführungen neu geordnet. Bei der Planung ging die Planergemeinschaft RA-B Architekten, bestehend aus den Basler Büros Rapp Architekten und Butscher Architekten, neue Wege, um Wirtschaftlichkeit und effiziente Betriebsabläufe zu erreichen. So setzten sie entgegen der Wettbewerbsausschreibung auf Einzelzimmer, und das aus guten Gründen: Die Patienten, so die Argumentation, genesen schneller, weil das Infektionsrisiko geringer ist und weil sie sich besser erholen können, indem sie etwa einfach besser schlafen. Die Behandlung kann direkt im Krankenzimmer erfolgen, was wiederum betriebliche Abläufe optimiert. Und: Die Mehrbettzimmer sind ohnehin selten zu 100 % ausgelastet, weil das Spital Rücksicht auf Geschlecht und Kultur der Patienten nimmt. Basis dieser Überlegungen waren wissenschaftliche Studien und Vorbilder, etwa aus Skandinavien. Gestaltung, Details und Materialien sollen die Genesung zusätzlich unterstützen – und Arbeitsprozesse erleichtern. So lässt sich die Sitzbank unter dem Erkerfenster mit wenigen Handgriffen in ein Bett umwandeln, sodass Angehörige für die Patienten da sein können. Der Wandschrank zwischen Zimmer und Bad ist von beiden Seiten zu öffnen, die Beleuchtung über dem Bett lässt sich von sehr hell für Untersuchungen bis gedämpft zum Lesen einstellen. Die medizinische Technik ist nicht sichtbar.
Im 5. OG befindet sich die OP-Landschaft,
die über den siebengeschossigen Scharnierbau nahtlos in den OP-Trakt des Bestands übergeht. So blieben alle Sterilzonen auf einer Ebene. Die Erschließung im Neubau trennt die Wege von Patienten und medizinischem Personal und trägt so ebenfalls zu verbesserten Betriebsabläufen bei: Die Patienten betreten die Behandlungsräume klassisch vom Mittelgang aus, während das Personal sie von einem entlang der Fassade verlaufenden Flur erreicht, in dem Tische temporäre Arbeitsplätze bieten. Ergibt sich ein Gespräch zwischen Arzt und Patient auf dem Gang, bildet die Gruppe kein Hindernis; die zumeist leer stehenden Einzelbüros entfielen zugunsten von hellen, flexiblen Arbeitsplätzen dort, wo das Personal sie braucht.