Marc Angéli, Jørg Himmelreich, Department der ETH Zürich (Hrsg.), Architekturdialoge, 628 S., Freirückenbroschur, 62 Euro, Niggli Verlag, Sulgen 2011
~Jürgen Tietz
Die Schweiz ist ein kleines Land mit einer großen Architekturszene. Das unterstreichen die von Marc Angéli und Jørg Himmelreich vom Department der ETH Zürich herausgegebenen »Architekturdialoge«, in denen Schweizer Architekten – und wenige Architektinnen – in Interviews zu Wort kommen. Anschaulich vergegenwärtigt das empfehlenswerte Buch, wie einflussreich Schweizer Architekten seit Jahrzehnten in Europa sind: Von Luigi Snozzi, mit dem die Architekturdialoge einsetzen, über Mario Botta, bis zu Peter Zumthor und Roger Diener reicht das Spektrum. Und natürlich kommt auch Jacques Herzog zu Wort, der den »Einheitsbrei« beklagt, der die Schweizer Bauzonen fülle, was angesichts des deutschen Baubreis als ein Klagen auf hohem Niveau erscheint. In vielen Gesprächen ist der Rückbezug zum Ort und seiner Geschichte Thema: »Heutzutage ist die Arbeit des Architekten Teil der Erinnerungskultur. Dieser Aspekt des Bauens ist unsere Brücke zum Reichtum der Vergangenheit«, formuliert es Botta. Wie die Architekten unterschiedlicher Generationen über diese Brücke gehen – oder eben den Gang verweigern –, das macht den Charakter ihrer Werke aus. Dabei sind sich Architekten wie Quintus Miller vom Basler Architekturbüro Miller Maranta der Zeitgebundenheit der eigenen Arbeit durchaus bewusst: »Wir machen, was die Gesellschaft zulässt. Was sie nicht zulässt bildet sich ge- nauso in der Architektur ab. Auch das ist Ausdruck einer gesellschaftlichen Situation.« Differenzierte Töne sind auch beim Ringen um Nachhaltigkeit und Energieeffiziens zu vernehmen. Auch wenn ökologische Fragen die Entwürfe verändern werden (Annette Gigon), gilt für Mike Guyer: »Die technischen Regeln sind Hilfsmittel (…). Aber sie werden für uns nie die primäre Grundlage für das architektonische Konzept oder den Ausdruck unseres Gebäudes sein.«
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