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HW Studio Arquitectos erstellen Neubau aus Beton

Neubau von HW Studio Arquitectos in Morelia (MX)
In Beton ist Poesie

Das mexikanische Architekturbüro HW Studio Arquitectos wählte bei diesem Haus Sichtbeton wegen seiner Fähigkeit zur Integration. Egal mit welchem Material man ihn kombiniert: Er wird in Farbe und Haptik die zeitlose Anmutung der Umgebung annehmen.

Architekten: HW Studio Arquitectos

Text: Rolf Mauer
Fotos: Cesar Bejar / Dane Alonso

Das Projekt »La Colina frente a la Cañada« – auf Deutsch etwa »Der Hügel vor der Schlucht« – ist ein vergrabenes Wohnhaus auf 1 900 Höhenmetern. Ein Kellergeschoss im Wald als Titelprojekt? Wer sich darüber wundern mag, sei schon kraft der Bilder auf den richtigen Pfad geführt: Wir stellen hier ein wunderschönes Wohnhaus vor, das mit großer Absicht fern aller Ansiedlungen angelegt wurde und das, so absurd es auf den ersten Blick wirken mag, doch voller Poesie ist. Etwa 20 km Luftlinie westlich von Morelia, Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Michoacán, abseits von allen größeren Siedlungen, steht eine auf den ersten Blick kaum verständliche „Brückenkonstruktion“ im Wald. So mag der Besucher vorschnell urteilen, wenn er je die Chance bekäme, diesen wahrhaft versteckten Ort zu finden.

Schutz und Zuflucht

Alltäglich ist weder die Bauaufgabe für die Architekten Rogelio Vallejo Bores und Didier Ascencio Castro von HW Studio, noch die Intention des Bauherrn: „Die Idee, die zu diesem Projekt führte, entstand aus dem leisen Raunen, das eine solche Landschaft erzeugt. Das Projekt entstand aus dem Flüstern und Zuhören sowie der Suche des Bauherrn nach Schutz und Zuflucht“, so beschreiben die Architekten die ersten tastenden Entwurfsschritte.

Es versteht sich von selbst, dass hier kein Prepper eine neue Heimat sucht, sondern ein Mensch, der mit seiner Familie Ruhe und Zurückgezogenheit schätzt und den Lärm, die Geschwindigkeit zivilisierten Lebens sowie die Zumutungen einer modernen, zunehmend hysterisch agierenden Gesellschaft meiden will. Architekt und Bauherr handeln in Symbiose und tiefem gegenseitigem Verständnis. Sie erklärten: „Die Herausforderung bestand darin, auf die subtilen Geräusche zu hören, die uns die Umgebung zuflüsterte, gleichzeitig auf die Suche des Kunden nach Schutz einzugehen und ein Refugium zu schaffen.“ Dass am Ende ein nutzbares Heim entstehen sollte, versteht sich von selbst.

Höhle aus Beton

Inmitten einer hügeligen Landschaft stellte HW Studio ein paar Betonmauern auf und deckte sie mit einer gebogenen Betonscheibe ab, die letztlich die Grasfläche auf ein neues Höhenniveau anhebt und unter sich Wohnräume versteckt. Zwei der Mauern tragen die grüne Decke, zwei andere rahmen den Zugang und begleiten die Bewohner und Besucher auf ihrem Weg ins Haus. Dieser ist so angelegt, dass man ihn bequem alleine geht, aber er ist auch wieder so schmal, dass man ihn nicht in Begleitung nebeneinander durchschreiten kann. Der Besucher wird auf eine, wie die Architekten sagen „Pilgerreise“ in die Einsamkeit dieses Hauses geschickt. Er passiert dabei einen alten Baum, der eine so große Präsenz hat, dass es notwendig war, die Linearität der Mauern mit einer sanften Kurve zu verzerren. Wie ein Wächter stellt er sich dem Menschen in den Weg. Es wirkt ein wenig ironisch, dass der Baum am oberen Rand der Betonmauern eine gezielte, grazile Drehung vollführt, so, als hätte er schon beim Wachsen gewusst, welche Aufgabe er einmal an dieser Stelle erhält.

Nach der Passage mit dem Baum als geduldigem Wachposten kommt eine schwere Stahltür zum Vorschein: Wenn man diese öffnet, betritt man ein Betongewölbe, das die Lasten des grünen Daches trägt und das Gefühl vermittelt, sich in einer gemütlichen Höhle zu befinden.

Eins mit der Natur

Sichtbeton wurde aufgrund seiner Materialität und seines unverstellten und ehrlichen Aussehens als Hauptmaterial gewählt. Der Beton steht für Ursprünglichkeit, die das Haus mit der Umgebung verschmelzen wird, denn die Architekten warten – gemeinsam mit dem Bauherrn – darauf, dass er unweigerlich in Haptik und Anmutung mit dem Wald interagiert und schließlich mit diesem verschmilzt. Der warme Holzboden in den Innenräumen gleicht die kalte Wirkung des Betons aus. Zusätzlich wurde Stahl als weiterer Baustoff gewählt, weil er mit der Zeit und dem Wirken der Witterung ein Aussehen wie Baumrinde annimmt.

HW Studio liefern zeitlose Innenarchitektur

Was die räumliche Organisation betrifft, so befinden sich auf der einen Seite des Hauses die öffentlichen Bereiche, die vollständig zur bewaldeten Schlucht freigelegt sind, und auf der anderen Seite öffnen sich die privaten Bereiche zu einem geschützten Innenhof, der einen begrenzten Blick auf den Himmel und die üppige Vegetation freigibt. Der optisch minimalinvasive Eingriff in die Landschaft wird folglich durch eine unterschiedlich dargestellte Intimität der Räumlichkeiten pointiert.

Der Wohnraum hat im Ausblick Zugang zur Landschaft, während alle Schlafräume, obwohl an der Außenwand komplett verglast, durch eine weitere, vorgestellte Betonwand einen optischen Schutz erfahren. Es war sowohl den Architekten wie auch dem Bauherrn wichtig, das Haus aus nur wenigen Elementen zu bauen. Die Innenarchitektur soll so zeitlos erscheinen, wie es die Landschaft vorgibt. Technische Geräte bleiben versteckt, die Beleuchtung ist sehr diskret angeordnet und nur vier Hauptmaterialien präsentieren sich dem Auge: Glas, Holz, Beton und Stahl. Das Hauptziel war es, die raue und primitive Atmosphäre der Berge zu erhalten.

Markante Erscheinung

Das Projekt sollte dem Bauherrn das Gefühl von Schutz und Zuflucht vermitteln, erzählen die Architekten und fragen sich: Wie kann man sich geschützt fühlen? Was kann man tun, wenn man sich verletzlich fühlt? Sie haben offensichtlich die richtigen Antworten gefunden.


  • Projekt: La Colina frente a la Cañada
    Standort: El vaquerito, Morelia, Michoacán, Mexiko

    Bauaufgabe: Wohnhaus
    Architektur: Rogelio Vallejo Bores und Didier Ascencio Castro | Webseite des Büros
    Baubeginn: 2021
    Fertigstellung: 2021
    Grundstück: 5 036 m²
    Geschosse: 1
    Wohnfläche: 250 m²
  • Materialien (Decke, Wand, Boden):
    Wände und Dach aus Sichtbeton, Boden mit Holz belegt

HW Studio Arquitectos


Rogelio Vallejo Bores und Didier Ascencio Castro gründeten das Büro HW Studio Arquitectos 2010 in Morelia, Mexiko. Arbeitsschwerpunkt sind Wohnhäuser und Kulturprojekte.

 

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