Das im vergangenen Jahr wegen seiner radikalen Konsequenz bereits ausgezeichnete Bürohaus des 71jährigen Architekten knüpft an die klassische Abfolge von Sockel, Wand und Dach an. Vacchinis Entwürfe entstehen im Kopf, folgen klaren Regeln und resultieren in einer einfachen Form. Die Regel der Ferriera ist die außen liegende Tragstruktur aus Stahl. Sie bestimmt den ganzen Entwurf. Das Erdgeschoss interpretiert der Architekt als den Säulenkranz über den sich das riesige Gebälk legt. Der Sockel verschwindet. Die Fassade im Inneren macht sich frei von baulichen Gliederungen der Umgebung, die Gitterstruktur aus quadratischen Feldern aber versteht es, in ihrer Kleinteiligkeit zwischen den Gebäuden der Nachbarschaft zu vermitteln. Rechts und links der öffentlichen, Gebäude hohen Galerie befinden sich stützenfreie Büroflächen mit Erschließungskernen, die das Gebäude stabilisieren. Auf nur acht gedrungenen Pfeilern ruht das tragende Gitter, welches den Kern des Bürohauses umgibt. Die Stahlbalkenlagen der Geschossdecken sind darin verankert und durchstoßen die einen Meter dahinter liegende Gebäudehülle. Der Zwischenraum bietet je nach Blickwinkel eine Vielfalt an überraschenden Durchsichten und Überlagerungen. Brita Köhler
- Standort: Via della Posta, Locarno
Architekten: Livio Vacchini, Locarno
Fertigstellung: 2003