Rathaus in Leingarten

~Simone Hübener

Nur zwei Jahre zwischen Wettbewerb und Einweihung des Gebäudes – davon können viele Planer nur träumen. In Leingarten, unweit von Heilbronn, hatten die Architekten beim Bau des Rathauses dieses Glück, denn der Bürgermeister unterstützte ihre Arbeit wo immer möglich.

Der viergeschossige Baukörper präsentiert sich mit seiner großzügig verglasten Nordfassade offen zum angrenzenden Marktplatz hin. Hinter den großen Glasscheiben versammelten die Architekten die repräsentativen Funktionen, wie das Büro des Bürgermeisters und den großen Sitzungssaal. Gleich im EG gelangen die Besucher direkt ins offen gestaltete Bürgerbüro. Zu den anderen Seiten hin nehmen Lochfassaden mit stehenden Fensterformaten die Kleinteiligkeit der umliegenden Bebauung auf und gewährleisten durch das ausgewogene Verhältnis von offenen und geschlossenen Bereichen, dass die Mitarbeiter mit der nötigen Ruhe ihren Dienst tun können. Ihre Büros reihen sich hinter den Kalksteinfassaden U-förmig aneinander, innerhalb eines Sachbereichs sind sie durch Türen miteinander verbunden.

Ein zentral gelegenes Atrium bietet Licht von oben und Raum für die Erschließung über Aufzug und einläufige Treppen. Im 1. und 2. OG sind die offenen Umgänge an einer Seite mit einer Wand geschlossen, auf der in Kürze farbige Akustikabsorber montiert werden – das Geld dafür stand nicht sofort zur Verfügung.

Die von den Architekten ausgewählten Materialien, wie Sichtbeton, helle Teppichböden und Parkett, unterstreichen das klare Konzept. Die eigens für das Rathaus entworfenen und mit amerikanischer Eiche furnierten »Sondermöbel« wie Garderoben und Sitzbänke sorgen dafür, dass das Innere nicht zu kühl wirkt.

Die kompakte Bauweise dieses Gebäudes bringt allerdings nicht nur im Innern Vorteile mit sich, wie z. B. die gut überlegte Nutzung der Fläche und kurze Wege. Es gelang den Architekten damit auch, Leingarten endlich einen großzügigen Marktplatz zu schenken, der sich im Vergleich zum vorherigen Zustand durch eine durchgehende Fläche auszeichnet. Die Landschaftsarchitektin Cornelia Biegert gestaltete ihn sehr zurückhaltend mit wenigen Bäumen und Bänken und einem kleinen Wasserspiel, an dem sich in den warmen Monaten nicht nur die Kinder erfreuen.

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