Als sich im Herbst 1959 der fast fertiggestellte Rohbau des Zürichhauses vis-á-vis der Alten Oper in seiner Curtain-Wall aus sehr viel Glas und blauen Metallpaneelen zeigte, kritisierte die Presse, dass der 68 m hohe Turm das altehrwürdige Gebäude »erdrückend« überrage. Vom »OpernTurm«, der nun an der Stelle des 2002 abgerissenen Zürichhauses errichtet wurde, werden nur wenige Ähnliches sagen. Obwohl 170 m hoch, obschon mit einer monumentalen, als Kubus mit 18 m Kantenlänge eingestellten Eingangshalle versehen, gilt der Komplex als gelungene Stadtreparatur. Tempora mutantur. Christoph Mäckler, Architekt des schon zu mehr als 75 % vermieteten, dreiteiligen Ensembles, weiß derzeit am besten, die geschichtsselig-gediegene Wohlfühlbürgerlichkeit von Konservativen aller Couleur zu bedienen. Zwar schaut das neue Hochhaus im Vergleich zu Sep Rufs im Stile von Mies‘ eleganter Chikago-Moderne errichteten BHF-Komplex (1960-66) in unmittelbarer Nachbarschaft recht alt aus, doch macht man es sich zu leicht, Mäcklers städtebaulich ambitioniertes Projekt in die Retro-Ecke zu verbannen. Die Bedingungen – ein US-amerikanischer Investor, völlig unterschiedliche Bebauungsstrukturen ringsum – waren nicht gerade einfach. Ein sechsgeschossiger Sockelbau schließt die von gelblichem Naturstein geprägte Blockrandbebauung zur Alten Oper hin. Er endet allerdings nach einer gerundeten Ecke in einem Stumpf, den ein zweiachsiges, vertikales Volumen mit sieben Vollgeschossen abschließt. Zur Bockenheimer Landstraße, die von Solitären mit Vorgärten geprägt ist, versucht Mäckler mit einer an das Seagram-Building erinnernden Plaza zu vermitteln, die, anders als vom Architekten vorgeschlagen, mit großformatigen grauen Betonplatten belegt ist. Der Turm selbst kann seine Renditefunktion nur mühsam verbergen; Resultat der vier vertikalen Einschnitte in die Kubatur ist zwar die Vermehrung der beliebteren Eckbüros, die Proportionen sind dadurch aber nur wenig angenehmer geworden. Die profilierten Fassadenelemente wurden industriell vorgefertigt, die Steine an den Kanten dagegen traditionell hochgemauert. Die technisch aufwendige, flexible Einheiten bescherende Tragstruktur besteht aus Kern und eng stehenden, in der Gebäudehülle versteckten Stützen. Der bisweilen unvermittelte Zusammenprall verschiedener Materialien – hellgelber portugiesischer Kalksandstein, Granit und Beton – spricht allerdings dafür, dass Stil und Anspruch im Detail nicht konsequent durchgehalten werden konnten. Immerhin erkannte der Developer den Marktwert energieeffizienten Bauens: Der Turm soll in diesen Wochen mit dem Zertifikat LEED-Gold ausgezeichnet werden.
- Standort: Bockenheimer Landstraße / Bockenheimer Anlage
Architekten: Prof. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main
Inbetriebnahme: Dezember 2009