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Fortbildungszentrum Auswärtiges Amt

Berlin
Fortbildungszentrum Auswärtiges Amt

~Jürgen Tietz

Dass Bauen im Bestand stets eine neue Herausforderung ist, beweist der Schweizer Architekt Rolf Mühlethaler mit seiner Arbeit in Berlin-Mitte auf eindrucksvolle Weise. Die Bauaufgabe gliederte sich zum einen in die Sanierung eines um 1910 errichteten Geschäftshauses im zurückhaltend neoklassizistischen Duktus sowie zum anderen in den Neubau eines rückwärtigen Eingangsbauwerks, da die historische Erschließung des Geschäftshauses aus Sicherheitsgründen nicht mehr durch das Auswärtige Amt genutzt werden kann. Mühlethaler löst die Aufgabe, indem er im Hof einen neuen, minimalistischen Architekturkörper errichtet, der zugleich als Brücke zum Nachbarhaus dient. Innen wie außen erweist sich der Neubau als eine kluge Etude in Raumregie und Atmosphäre. Mühlethaler positioniert seine »gewundene Raumschleife« so, dass drei kleine Höfe entstehen. Gekonnt leitet er die Besucher dabei durch eine Abfolge von hohen und niedrigeren, hellen und dunklen Räumen und erzeugt so auf kompaktem Grundriss ein spannungsvolles Raumerlebnis. Dazu tragen auch die schmalen, schießschartenartigen Fenster seines monolithisch wirkenden Eingangsbauwerks bei, die eine zurückhaltende Belichtung ermöglichen.

Obwohl der Altbau einen erheblichen Sanierungsbedarf hatte, bewahrte Mühlethaler dessen räumliche Grundstruktur. Dazu setzt die ungewöhnliche Farbregie mit leuchtend gelbem Linoleumboden und orangeroten Wandpaneelen einen Kontrast und sollte selbst an grauen Berliner Wintertagen für eine freundliche Lernatmosphäre im Fortbildungszentrum sorgen. Ungewöhnlich ist auch Mühlethalers Interpretation des Gemeinschaftsraums im EG als Ginkgo-Raum: Kaffeeautomat und Kühlschrank verschwinden hinter einer Installation, auf der die Diplomaten in Fortbildung Goethes Gedicht »Ginkgo biloba« im Faksimile lesen können. Eine mintgrüne Wand mit goldenen Ginkgoblattapplikationen und der angrenzende Ginkgo-Baum-Hof vervollständigen das Erscheinungsbild und lassen mit dem Fortbildungszentrum einen architektonisch delikaten Ort entstehen, der seinen Nutzern – wie im Gedicht zu lesen – jenen geheimen Sinn zu kosten gibt, der den Wissenden erbaut.


  • Standort: Oberwasserstraße, 10117 Berlin

    Architekt: Rolf Mühlethaler, Bern (CH)
    Fertigstellung: März 2012
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