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vexierkörper

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vexierkörper

~Claus Käpplinger

Mit der Ausstellung »Now Jump« wurde am 8. Oktober das neue Nam June Paik Museum in Suwon, der Geburtsstadt des Medienkünstlers, eröffnet, dreißig Kilometer von Seoul entfernt. Eine lange, durchaus schmerzhafte Planungsgeschichte fand damit ihren Abschluss, die 2003 mit dem spektakulären Wettbewerbsgewinn der deutschen Architektin Kirsten Schemel begonnen hatte (siehe db 1/04, Seite 10 und db 4/07, Seite 50). Von ihrer Konzeption eines großen fließenden Raumes, einer in die Topografie des Ortes implantierten, frei spannenden »Matrix« blieb kaum etwas erhalten. Wo Kirsten Schemel eine schimmernde, betretbare Dachoberfläche vorgesehen hatte, die sich über drei kleine Täler erstrecken sollte, entstand ein sehr plastischer Vexierkörper. Dynamisch geschwungen und gestreckt sowie mit einer spiegelnden Hülle versehen, wagt dieser Körper ein recht lustvolles Spiel mit seinen Dimensionen und seinem Ort – eher sinnliches Objekt als abstrakte Struktur.
Was war geschehen? – Zu groß und zu teuer erwies sich bald für koreanische Verhältnisse Kirsten Schemels Wettbewerbsprojekt, dessen Realisierung die Auslober nur in mehreren Bauabschnitten unternehmen wollten. Nur die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft mit der Berliner Architektin Marina Stankovic rettete das Vorhaben: Sie definierte gemeinsam mit ihrem Partner Tobias Jortzick und Kirsten Schemel die Aufgabe radikal neu. Von etwa 17 500 auf 5600 Quadratmeter wurde das Volumen reduziert und die Konstruktion der Qualität der koreanischen Bauindustrie angepasst. In die Täler schmiegt sich nun das neue Gebäude gleich einem elegant gedehnten Konzertflügel, dessen gläserne Immaterialität in eine haptische, topografisch bewegte Schale eingebettet ist, die Wege und Plätze formte.
Zusammen mit dem nahen Naturhistorischen Museum sowie den geplanten Museen für Keramik und Kinder wird im Gyeonggi-Park ein Ensemble entstehen. Dabei bietet das neue Museum mit seinen Treppen, Rampen und einer Terrasse eine gelungene Rauminszenierung, während seine zweischichtige gläserne Hülle ein höchst visuelles Spiel mit Reflexionen, Ein- und Ausblicken wagt. Die äußere Scheibe ist außen getönt und innen mit einem zarten horizontalen Linienmuster bedruckt, während die Außenseite der inneren Hülle verspiegelt wurde. Ihr Effekt? – Ein ebenso zerbrechlicher wie harter Monolith, dessen Dimensionen nicht mehr ablesbar sind, während durch die Linien im Innern die Zeilenraster von Nam June Paiks frühen Schwarz-Weiß-Bildschirminstallationen abstrakt im Raum wiederkehren, in die nun auch die nahe Landschaft eingebunden zu sein scheint. Realer Ort und visuelle Existenz verbinden sich hier auf gelungene Weise – eine Qualität, die das koreanische Büro, das für die Innenarchitektur verantwortlich war, leider nicht fortführte.
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