streit um die villa tugendhat

Die jüngste Tochter von Fritz und Grete Tugendhat ringt mit der Stadt Brünn um die Rückgabe des berühmten Hauses ihrer Eltern. Währenddessen zerfällt die Villa, die Mies van der Rohe 1930 baute und die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, zusehends.

1938 flohen die Tugendhats vor den Nationalsozialisten. Gegen Kriegsende wurde der Bau von sowjetischen Soldaten als Pferdestall, später als Kinderklinik und Turnhalle missbraucht. Seit Ende der sechziger Jahre kämpfen die Tochter, Daniela Hammer-Tugendhat, und ihr Mann Ivo Hammer, Professoren für Kunstgeschichte und Restaurierung in Wien, für die Sanierung der Villa und ihre Öffnung für Besucher. Anfang der achtziger und Ende der neunziger Jahre wurde bereits einmal renoviert, doch setzt vor allem Feuchtigkeit dem Haus weiter zu. Jedes Jahr besuchen trotz langer Reservierungsfrist14 000 Fans die Villa.

Bis 1995 hätten die Tugendhat-Erben noch Anspruch auf Rückgabe des Anwesens gehabt. Nach tschechischem Recht ist dieser nun verfallen und die Villa im Besitz der Stadt Brünn. Die kündigte an, das Gebäude renovieren zu wollen, 1,5 Mio Euro seien dafür zurückgelegt. Die Gesamtkosten werden auf 5,6 Mio Euro geschätzt. Doch die Arbeiten werden seit einem Jahr immer wieder verschoben.

Deshalb will nun Daniela Hammer-Tugendhat eine Stiftung zum Erhalt der Villa gründen und die Renovierung selbst in die Hand nehmen. Auch Familiengelder sollen in die Arbeiten fließen. Die Bitte um Rückgabe der Villa lehnte die Stadt Brünn jedoch am 20. März ab. Einerseits wurde die Versteigerung einer Lehmbruck-Statue für 1,5 Mio Euro kritisiert, die 1938 in der Villa stand und Anfang des Jahres von der Mährischen Galerie an die Tugendhats zurückgegeben worden war. Man befürchtet wohl, dass es der Villa ebenso ergehen könnte. Andererseits hieß es, man traue den Tugendhats den finanziellen Kraftakt nicht zu. Was allerdings bei gleichem »Kontostand« die Stadt zu dieser Haltung veranlasst, obwohl sie selbst seit einem Jahr die Sanierung nicht vorantreiben kann oder will, bleibt rätselhaft. ~red