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Realstadt (berlin)

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Realstadt (berlin)

~Carsten Sauerbrei

Rund 250 Modelle in allen Größen, Formen und Farben bilden im Augenblick in Berlin eine Miniaturstadtlandschaft auf Zeit. Die Kuratoren Martin Heller (Zürich) und Angelika Fitz (Wien) möchten mit ihrer Ausstellung »Realstadt. Wünsche als Wirklichkeit« die Vielfalt der Wünsche an urbanes Leben, an Utopie und Realität deutscher Städte zeigen. Sie suchten im Frühjahr in einem bundesweiten Aufruf an Planer und andere Akteure Modelle für die vom Bundesbauministerium veranstaltete Ausstellung. Der Reiz der gezeigten Auswahl liegt im Dialog zwischen den Vorstellungen von Architekten und denen der Nutzer von Architektur und im spannungsvollen Nebeneinander von Utopien der Vergangenheit, ihrer Realisierung und aktuellen Zukunftsvorstellungen. So trifft ein heiter-optimistisches Stadtmodell von Ost-Berlin auf das bieder-solide Holzmodell des Planwerks Innenstadt und dieses auf die düster-trashige Vision des Künstlers Jakob Michael Birn, der die Nachnutzung des Reko-Stadtschlosses im Jahr 2057 für militärische Zwecke zeigt. Anregend fällt auch der Blick auf historische Stadtutopien aus, so dem funktionalistisch-organischen Modell Edouard Menkès für den Wiederaufbau von Saarlouis oder Gottfried Böhms Plädoyer für die Rückkehr zur verdichteten Stadt mit seinem Modell für eine »Neue Stadt bei Aachen«. Die Lust am Modellbauen manifestiert sich hier deutlich: Menkès fügt das zart grün gefärbte Planungsgebiet wie ein gefallenes Laubblatt in die erdfarbene Topographie ein, Böhm knetet seine hellen Baublöcke förmlich aus dem dunklen Untergrund heraus. Lebendigkeit und Kreativität zeichnen auch die Modelle der Architekturamateure aus: So z. B. die Wunschmodelle der Ruhrgebiets-Jugendlichen von »The third eye«, die interreligiös eine Moschee neben einer poppigen, blau-weißen Schalke-Kirche und einem glitzernden Einkaufstempel planen. Ähnlich lustvoll zeigen sich nur wenige der die aktuelle Bauwirklichkeit abbildenden Architekturmodelle.
Was Begeisterung und Leidenschaft vermag, verdeutlicht jedoch der Ausstellungsort selbst am besten – die ehemalige Turbinenhalle des alten Heizkraftwerks Berlin-Mitte. Der Techno-Pionier Dimitri Hegemann verwirklichte hier seinen Traum einer alternativen Kunst- halle. Erstmals nach Umbau durch Schulte-Frohlinde Architekten zugänglich, sind die hohen Hallen und der raue Industriecharme die perfekte Umgebung für das Spiel mit Modell und Maßstab. Dieses funktioniert gut auf der ruhigen Basis der von Tristan Kobler entworfenen, raumgreifenden Präsentationstische. Erklärungen zu den einzelnen Projekten sind dagegen nur spärlich vorhanden. Die lieblos verteilten Informationstafeln reichen nicht aus. Dort, wo am Rand Videointerviews gezeigt werden, hätten weitergehende Erläuterungen ihren Platz finden können. Trotz dieses Defizits könnte die Ausstellung ihr Ziel erreichen – über die Fachwelt hinaus eine größere Öffentlichkeit für Stadt und Urbanität zu begeistern.
Bis 28. November. Ehemaliges Kraftwerk Mitte, Köpenicker Straße 70, 10179 Berlin, täglich von 10-20 Uhr. www.realstadt.de
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