1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Pacific Standard Time. Kunst in Los Angeles (Berlin)

Allgemein
Pacific Standard Time. Kunst in Los Angeles (Berlin)

~Ralf Wollheim

Der Ausstellungstitel verweist lakonisch auf die Zeitzone von Los Angeles – spät dran im Vergleich zu Europa oder New York. Im übertragenen Sinne galt das lange für das Ansehen als Kunstmetropole. Ein riesiges Ausstellungsfestival im letzten Jahr, an dem sich über 60 Kulturinstitute der Region beteiligten, hat dieses Bild gründlich verändert. Im Berliner Gropiusbau ist nun zumindest ein Teil des Programms mit Werken von rund 50 Künstlern, darunter Ed Ruscha, Edward Kienholz, Judy Chicago und David Hockney zu sehen. Daneben sind viele unbekannte Namen zu entdecken, eine späte Wiedergutmachung für eine sehr vitale, aber im Abseits stehende Kunstszene. Die Ausstellung beginnt mit eleganten Farbfeldmalereien, gefolgt von martialischen, teilweise riesigen Skulpturen aus Ton und provokativen Collagen aus Abfällen und Trödel. Eine kalifornische Besonderheit scheint der experimentelle Umgang mit neuen transparenten Materialien wie Polyesterharz oder Acrylglas zu sein wie bei Ronald Davis’ Farbobjekten oder Robert Grahams Objektkästen, wobei auch bei anderen Künstlern ein Hang zu glänzenden Oberflächen nicht zu übersehen ist. James Turrells Lichtinstallation lässt die Kunst als Objekt komplett verschwinden, wie andere Arbeiten auch, die sich mit dem Prozess der Wahrnehmung auseinandersetzen. Insgesamt ergibt dies eine recht disparat wirkende Ausstellung mit vielen Brüchen, einen eher holprigen Weg durch 30 Jahre Kunstgeschichte, aber auch mit vielen positiven Überraschungen.
Schon vor 10 Jahren begann das Getty Research Center mit ersten Untersuchungen, dem Ankauf und der Erforschung von Nachlässen. Rani Singh und Andrew Perchuk, die Kuratoren der Ausstellung, recherchierten nicht nur gründlich, sie dokumentieren in mehreren Räumen auch die Entstehungsgeschichte dieser Kunstszene. Einladungskarten und Fotos verweisen auf die eher privaten Initiativen, Zeitungsausschnitte auf die – gar nicht so seltenen – Skandale, schließlich ist der Zeitraum von 1950 bis 1980 nicht nur von künstlerischen Experimenten, sondern auch von Rassenunruhen und Vietnamprotesten geprägt. Interviews mit den beteiligten Künstlern sind als Videos in der Ausstellung und auch im Internet unter www.getty.edu/research zu sehen, interessanterweise auch eine Konferenz mit Frank Gehry, der mit vielen lokalen Künstlern befreundet war.
Ein Saal mit über 50 Fotos von Julius Shulman illustriert das rasante Wachstum der Metropole. Seine eleganten Aufnahmen von Los Angeles’ Aufbruch in die architektonische Moderne, die bekannten Fotos der Bauten von Eames, Wright und Neutra, prägten das Bild eines glamourösen, kalifornischen Lebensstils. Hier sitzen elegante Damen vor weitläufigen Bungalows am Pool oder genießen den Blick über das nächtliche L. A. Doch die kluge Auswahl präsentiert einen wenig bekannten Shulman und etwas mehr von der Stadt. Zu sehen sind v. a. ganz alltägliche Vorstadthäuser, durchschnittliche Kommerzprojekte und Straßenszenen. Und am Bunker Hill, einem ehemaligen Villenviertel, sieht es gar nicht mehr nach einem optimistischen Aufbruch aus, wenn hinter zwei viktorianischen Wohnhäusern ein modernes Hochhaus aufragt.
Bis 10. Juni. Pacific Standard Time – Kunst in Los Angeles 1950-80, Martin Gropius Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin, Katalog in der Ausstellung 38 Euro, im Buchhandel 49,80 Euro. www.berlinerfestspiele.de
Aktuelles Heft
Titelbild db deutsche bauzeitung 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
MeistgelesenNeueste Artikel

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de