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Machtspiele
Welche Bedeutung die Stiftung Bauhaus Dessau mittlerweile hat, zeigte sich Anfang November eindrucksvoll, als Nachrichten die Runde machten, Direktor Philipp Oswalt solle unelegant abserviert werden – der Kultusminister von Sachsen-Anhalt, Stephan Dorgerloh, hatte den Mitgliedern des Stiftungsrats die Neuausschreibung der Stelle im sogenannten Umlaufverfahren geschickt, was eine inhaltliche Diskussion im Vorfeld ausschloss und der der Stiftungsrat brav zustimmte. (Wen wundert’s: Dem Rat gehören neben dem Kultusminister der Oberbürgermeister und der Bürgermeister von Dessau an, ebenso der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien sowie drei weitere Landes- und Bundesministerien.) Von New York bis Tel Aviv kamen die Unterzeichner des von ARCH+ an den Stiftungsrat gerichteten Offenen Briefs, Spiegel der Aktivitäten, die Oswalt seit seinem Amtsantritt 2009 ins Rollen gebracht hat. Auch viele andere Kulturschaffende, Feuilletons und nicht zuletzt der Wissenschaftliche Beirat der Stiftung reagierten mit scharfer Kritik. Als besonders unerhört wurde gewertet, dass noch nie in der Geschichte der Bauhaus-Stiftung ein Direktor keine zweite Amtszeit bekommen hat – und nun ausgerechnet der erfolgreiche Oswalt gehen sollte. Da der Vorlauf für eine Neubesetzung mit drei Monaten viel zu knapp bemessen wäre, fürchteten viele um die Vorbereitungen auf das Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019, die den Bau eines Bauhausmuseums einschließen sollen.
Immerhin sah Dorgerloh seinen Fehler mittlerweile ein und beraumte für den 22. November eine zweite Abstimmung an. Wir hoffen, dass bei Erscheinen des Hefts die Entscheidung für Oswalt gefallen ist – und dass Stiftungsrat und Kultusminister aus den Vorgängen gelernt haben. ~dr
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