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Ignoranz und Bevormundung

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Ignoranz und Bevormundung

Das Haus der Kunst in München, eines der Lieblingsprojekte Hitlers, wurde 70. Am 8. November gab es deshalb ebendort eine Vortragsreihe mit dem Titel »Gebaute Ideologie«. Chris Dercon, Direktor des Hauses, hatte dazu unter anderem den nordkoreanischen Oberarchitekten geladen, dessen Aufgabe es wohl sein sollte, (wie derzeit auch an anderen Fronten) auf Architektenseite Imageaufbesserung für Nordkorea zu betreiben. (Auf dieser Reise veranstalteten sie zusätzlich einen Workshop mit Studenten aus Nürnberg und wurden ein paar Tage später in der Berliner Aedes-Galerie zum Gespräch mit dem Thema »Braucht Architektur Ideologie?« erwartet.) Außerdem eingeladen: Lauro Cavalcanti, brasilianischer Architekturhistoriker, sowie Rem Koolhaas und Jacques Herzog, die als »Think Tank« über mögliche Umbauten und Umnutzungen für das Haus der Kunst sprechen sollten.

Der Abend hätte also spannend werden können. Leider spielte keiner mit: Alle Beteiligten begegneten sich mit Desinteresse und Unverständnis. Die Koreaner hielten einen KP-parteitagstauglichen Vortrag voller Worthülsen über die »Architektur unserer Prägung« und beantworteten Fragen ausweichend bis aggressiv. Das Publikum stellte freche Fragen über den Hunger in Nordkorea statt über ideologisch begründeten Städtebau, womit die Fragerunde umgehend beendet war. Lauro Cavalcanti ließ das Thema »Ideologie« in seinem chronologisch gehaltenen Niemeyer-Vortrag außen vor, bügelte dafür aber eine Frage nach der täglichen Nutzbarkeit von Niemeyer-Bauten arrogant ab. Und der Think Tank saß auf der Bühne und kam in seinem Gedankenaustausch nicht von der Stelle.
Die unbehagliche Atmosphäre in der mit Vorhängen zum Kabinett umgestalteten eiskalten Eingangshalle wurde vollkommen durch die ostentative Anwesenheit eines Sicherheitsmannes und das kategorische Verbot der Kartenabreißer, Wasser und trockenes Gebäck zum Sitzplatz mitzunehmen.
Wie geht man nun mit ideologisch aufgeladener Architektur um? Man weiß es immer noch nicht. Thema verfehlt, Abend verpatzt. ~red
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